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1960-80 Jahre – Fazit Gender Medien und Frauenfußball im geteilten Deutschland
Deutschland war drei Jahrzehnte geteilt. Eine Berichterstattung von beiden Länderhälften zum Thema Frauenfußball und dessen Bedeutung beziehungsweise dessen Annahme in der Gesellschaft gab es trotzdem. Das Ergebnis überrascht kaum und gilt bis heute. Die Mehrheit (auf Spieler und Zuschauer bezogen) sieht den Fußball nach wie vor als Männersport und als Ausdruck von Männlichkeit. Das wird sich wahrscheinlich nie ändern.

In der DDR standen zwar der Spitzensport und der Männerfußball im Fokus der Medien, aber die Fußballfrauen hatten ihren Platz in dieser Konstellation gefunden. Im Jahr 1989 wurde mit dem Gewinn der Europameisterschaft der westdeutschen Nationalelf im eigenen Land der Damenfußball endgültig hoffähig. Ferner half die Einführung einer zweigeteilten Bundesliga bei der Stabilisierung des Leistungsniveaus. Bei den spielberechtigten Bundesligavereinen diskutierte man daraufhin recht schnell über die finanziellen Risiken der neuen Leistungsstruktur. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung bewertete diese Entwicklung stellvertretend für die überregionalen Medien anlässlich der Einführung eines Förderplanes zur Gleichstellung der Frau im Sport für 1990 durch Erika Dienstl, Vizepräsidentin des Deutschen Sportbundes, wie folgt: Ausgerechnet Hannelore Ratzeburg, seit zwölf Jahren Störfaktor im Reich der Männer, dem Deutschen Fußball-Bund, ist ebenfalls weit gekommen. Die Frauen bekamen einen eigenen Ausschuss zugebilligt, ebenso die Mädchen. Die Förderung der Fußball-Frauen wird intensiviert. Warum klappt es hier, und dort klappt es nicht? [… ] Fußballspielerinnen wurden zwar jahrelang nur gebraucht, damit die Männer den Witz mit dem Trikottausch wiederholen konnten. Aber jetzt sind sie Europameister/innen. Immerhin sind die eigentlichen Autoritäten im Frauensport – hier Emil Becks Schmiede, dort der altgediente DFB-Trainer Gero Bisanz – Männer. Und zwar Männer, die sich mit einer Menge erfolgreicher Frauen schmücken können. Insofern verraten sie sich nicht einmal selbst, wenn sie den Frauen ein paar Wünsche erfüllen.

Die FAZ ging damals sogar so weit zu fragen, ob die Frauen im Sport die Geduld verlieren oder die Macht der Männer auf dem Platz zu Ende gehen würde. Während im Damenfußball die Frauen bei einer erfolgreichen Europameisterschaft Zur Sache gegangen waren, die erstmalig sogar teilweise live im Fernsehen in der ARD zu sehen gewesen war, schmückte Anneliese Weidner in der Umbruchphase das Können der BSG Turbine Potsdam mit weiblichen Attributen: Die hübschen „Turbinen“ aus Potsdam gehören den stärksten Teams der DDR und wurden schon sechsmal (!) Siegerinnen bei der sogenannten „Bestenermittlung“ drüben.

Eine Umfrage beim Fallenmasters der Männer in Berlin im Januar 1990, bei dem die Frauen von der BSG Turbine Potsdam ein Einlagespiel absolvierten, fügte medial zusammen, was zusammengehörte. Berühmte Persönlichkeiten des männlichen Fußballsports wurden in der West-Berliner Fußball-Woche befragt, was sie vom Frauenfußball hielten. Otto Rehagel gab sich dabei gentlemanlike, indem er sagte: Dass sich Frauen für den Fußball begeistern und auch spielen, ist schön. Aber inwieweit sich der Frauenfußball als Leistungssport durchsetzen wird, bleibt abzuwarten.

Der ebenfalls in diesem Zusammenhang befragte Magdeburger Spieler Joachim Streich bewertete es als gut, dass die Frauen sich auch in der Männersportart durchsetzten und Mirko Votava von Werder Bremen gab preis, dass seine fünfjährige Tochter aufgrund des fußballbegeisterten Kindergartengefährten ebenfalls dem runden Leder nachjagte. Allein der Werderaner Manfred Burgsmüller wünschte sich, die Damen würden sich eher frauentypischeren Sportarten zuwenden.

Die Öffnung des Verbandes hatte in den vergangenen 20 Jahren in der Bundesrepublik sehr wohl die Eingliederung des Damenfußballs ermöglicht. Weidner sprach von den Spitzenmannschaften im Damenbereich sogar als Eliten. Darüber hinaus blieb sie ihrer Berichterstattung, die stets Sportliches mit gesellschaftlichen Veränderungen verband, auch im Jahr des politischen Umbruchs treu. Die West-Berliner Fußball- Woche brachte in einer Sonderbeilage zum Bundesligastart vier Seiten zum Damenfußball heraus.

Je nach Medium wurde das sportliche Bild der DDR-Fußballerinnen noch im Juni 1989 u. a. als Zart, aber hart – etwa den Leserinnen und Lesern der Für Dich – präsentiert. Dabei verstand es der Artikel, kurz vor dem politischen Umbruch im Oktober 1989, darzulegen, dass die porträtierten Schlemaer Fußballfrauen sich in dieser Sportart sehr gut entwickelt hätten und selbstbewusst als Kollektiv in der Republik aufträten. Wie viele andere bewegte sich der Artikel zwischen den Blickpunkten schöner Beine und bewundernswerter Ausdauer der Schlemaerinnen: Frauenfußball. Ist er wirklich nur Schnickschnack? Exotik? Erotik? Auf jeden Fall nehmen die Zuschauerzahlen zu. Bei den Pokalendspielen sind es bis zu 5.000, die ihnen zuschauen, aber auch im kleinen Schlema bei Aue ist man an ihrem Spiel interessiert. Die Mannschaft und ihre beiden Trainer sagen: Wir werden ernst genommen.

Auf lokaler Ebene schaute man nach Ablauf der Saison auf die Zukunft des DDR- Frauenfußballs und fragte, wie in den Brandenburgischen Neuesten Nachrichten: Wie kicken Frauen weiter? Vor allem interessierte den Redakteur die bevorstehende deutsche Frauenfußballeinheit, wobei Bernd Schröder noch mit der Hoffnung zitiert wurde, dass bis zu vier Mannschaften aus dem Osten in die zweigleisige Bundesliga aufgenommen würden. Der abschließende Blick zum Männerbereich zeigte, dass der Auswahltrainer der Frauen Schröder vor der gleichen ungewissen Zukunft stand wie sein Männerpendant Eduard Geyer. Nach der politischen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 wehte bereits in der Ausgabe vom 6./7. Oktober 1990 der Brandenburgischen Neuesten Nachrichten ein anderer Wind. In dem Artikel Erst das Spiel – dann ran an die Hühner! griff der Redakteur bedingt durch eine Werbemaßnahme eines Bierzeltbetriebes und der Einladung zum Brathähnchenessen nach dem Ende des Spiels diese Schlagzeile auf. Solche Berichte blieben im vereinten Deutschland für die Potsdamer Region allerdings eine Ausnahme. Bis zur Titelvergabe der NOFV-Meisterschaft an die HSG Universität Jena konzentrierte sich die lokale Presse auf die sportlichen Ergebnisse der Potsdamerinnen.

Abschließend ist zu konstatieren, dass sich die seit 1960 feststellbare Berichterstattung zum Damen- und Frauenfußball im geteilten Deutschland nie vollkommen frei machen konnte von der Hypothek des Fußballs als Männerdomäne. Folglich überformte der Vergleich zum Männerfußball weite Teile der Berichterstattung über Fußball spielende Frauen von den Anfängen – bis heute: Nirgendwo wird männliche Identität in Gestalt traditioneller Geschlechtsrollenstereotype deutlicher dargestellt als etwa im Fußball.

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