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West-Berlin: von spielerischen Höhepunkten, Konflikten und Nachwuchsarbeit
Fußballerinnen gab es sowohl in Ost- als auch in West-Berlin. Ein gemeinsames Ziel war die ständige Präsenz in den Medien, die durch verschiedene Aktivitäten auch gelang. Sei es durch regelmäßige Trainings oder durch den Einsatz in Wettkämpfen. Dazu zählten unter anderem die DDR-Bestenermittlung und die (West-)Deutsche Meisterschaft. Eine als umtriebig bekannte Journalistin war Anneliese Weidner.

Eine exemplarische Betrachtung der Spieljahre 1973/74, 1976, 1979 in West-Berlin anhand der Fußball-Woche gibt Einblick in das damalige Spielgeschehen. Generell bestand der West-Berliner Damenfußball aus einem größeren Pool von Mannschaften, deren Anzahl in den ersten Jahren bis 1980 zwischen 30 und 33 schwankte. Die entscheidenden Weichen für die Entwicklungen des Spielbetriebs im Westen Berlins stellte das Spieljahr 1973/74. Zunächst startete die Saison mit zwei Protesten vor dem Sportgericht, weil zwei Spiele zu kurzfristig verschoben worden waren. Der frühe Damenfußball kämpfte darüber hinaus noch mit grundlegenden Problemen: Die große weite Fußballwelt spricht bereits von eventuellen Europacupspielen bei den Damen, in Berlin aber hat das junge Pflänzchen des VBB immer noch Startschwierigkeiten. Besondere Sorgen bereiten auch in der dritten Saison die weiblichen Referees, die off gar nicht erscheinen. Hier wird man von amtlicher Seite wohl härter durchgreifen müssen. Minerva 10 wartete auch vergeblich auf die Elf von Britz-Süd, die somit kampflos beide Punkte abgab. Ehe man diese Kinderkrankheiten nicht abgelegt hat, sollte man sich auch noch nicht mit internationalen Problemen befassen.

Weidners Berichterstattung in der West-Berliner Fußball-Woche ging über Jahre hinweg intensiv auf die sportliche Entwicklung ein, bezog aber auch auf die sich verändernden Rahmenbedingungen mit ein. Natürlich ließ sie sich dabei gelegentlich zu Überschriften verleiten, die an den nationalen Tenor zum noch jungen, vom Verband erst unlängst wieder genehmigten Damenfußball in der Bundesrepublik erinnerten.

Einen weiteren Entwicklungsschub für die West-Berliner Fußballerinnen brachte die Einführung von Leistungsklassen noch in derselben Saison. In Anlehnung an die vom DFB bevorstehende Etablierung der Deutschen Meisterschaft spielten die Mannschaften auf den aussichtsreichen Plätzen nun um die Qualifikation zur nationalen Meisterachaftsrunde: Diese Spiele sind das Salz in der letztmalig als etwas faden Eintopf servierten Berliner Frauenmeisterschaff.

Trotzdem kam der West-Berliner Damenfußball zu dieser Zeit immer wieder an seine personellen Grenzen. Im Herbst 1973 zogen sich drei Mannschaften sogar gänzlich vom Spielbetrieb zurück. Auch im nationalen Vergleich musste man noch zu-rückstecken: Für die Austragung des Goldpokals war West-Berlin nicht in den Gruppenspielen berücksichtigt worden. Allerdings wurde dieser Wettbewerb fern der DFB-Regularien veranstaltet, sodass diese sogenannten wilden Titelkämpfe für die West-Berlinerinnen ohnehin mit entsprechender Distanz zu bewerten waren. In der Bundesrepublik spielten zu diesem Zeitpunkt schätzungsweise 120.000 Fußballerinnen, 854 davon in West-Berlin. Gleichzeitig gründeten sich erste Mädchenmannschaften an der Spree.

Nach den ersten beiden inoffiziellen Titelträgerinnen Schwarz-Weiß Spandau und Preußen Wilmersdorf wurde Tennis Borussia am Buß- und Bettag 1973 zum ersten Mal West-Berliner Meister gegen Meteor 06. Sogar der Verbandspräsident Eberhard Hartlep zog damals ein positives Fazit zum Damenfußball: Es hat eine erstaunliche Entwicklung gegeben. Dieses Finale war sehenswert.

Gemeinsam mit einem Foto der Übergabe des Meistertellers an Tennis Borussia Berlin durch Hartlep erschien dessen Beitrag auch in der Fußball-Woche. Im Spieljahr 1973/74 gab es einen weiteren Vorfall, der für den hiesigen Damenfußball – zumindest in der Fußball-Woche – für Furore sorgte. Der Trainer vom Vizemeister Meteor 06 wurde vom Sportgericht beschuldigt, sehr guten Spielerinnen für den Wechsel in sein Team 100,- DM Handgeld angeboten zu haben. Diesem Verstoß gegen die Regeln des VBB und des DFB widmete Weidner am 24. März 1974 den Artikel Eid um 100-DM- Offerte: „Im Zweifelsfalle für den Angeklagten, steht in der Urteilsbegründung der
Kammer 1 unter dem Vorsitz des manchmal doch recht despotisch wirkenden Vorsitzenden Ganz. Die 100,- DM Handgeld, die bei allen 15 (!) Be- und Entlastungszeugen die Kardinalfrage darstellten, wurden für und wider beantwortet. Beweisen jedenfalls konnte die Zahlung keiner, wenn auch MBC-Spielerin Rother erregt meinte: Ich würde das 100,- DM-Angebot von Herrn Scheinig für jede gute Fußballspielerin auch vor einem ordentlichen Gericht beeiden. Die Damen waschen also weiter schmutzige Wäsche. Meteor will auch in der Berufung seine weiße Weste behalten und die Ankläger werden mehr bringen müssen, wenn sie über das Aussage gegen Aussage hinaus Licht in dies unschöne Affäre bringen wollen. Vorerst ist Meteor freigesprochen.

Solche Handgelder kannte man im Ost-Berliner Frauenfußball offiziell nicht. Analysen des DDR-Männerfußballs, in dem Handgelder ebenfalls offiziell nicht gestattet waren, haben jedoch gezeigt, dass derartige Zahlungen dort in erheblicher Größenordnung geleistet wurden. Daher ist diese Affäre um Handgelder im West-Berliner Damen-Fußball als historische Notiz festzuhalten, die in jener Zeit sogar in der wichtigsten Fußballwochenzeitung abgedruckt wurde.

Bis zur Durchführung der Deutschen Amateur-Meisterschaft im August und September 1974 musste in Berlin die spielfreie Zeit überbrückt werden. Vielleicht war dies der Grund für die Einführung eines eigenen Pokalwettbewerbes. Manche männliche Leser machten sich sogar Sorgen, dass in dieser Spielpause in der Fußball-Woche vielleicht sogar die Berichterstattung über die Frauen wegfallen könne: Warum wurde nicht vom VBB eine neue einfach Runde zur Ermittlung der Damenmeisterschaft an-gesetzt, da man doch bis Juni 1974 Zeit hat? Hoffentlich vergisst man über den neuen Meister TeBe in der Fußball-Woche und beim Verband nicht die anderen Teams.

West-Berlins erste Pokalsiegerinnen wurden vor 800 Zuschauern Meteor 06. Sie revanchierten sich am Vatertag 1974 mit einem 3:0-Sieg über Tennis Borussia für die Niederlage in der Meisterschaft. Allerdings sollte TeBe, das sich als Stadtsieger für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert hatte, die dortige Gruppenphase nicht überstehen. Aus Sicht Weidners hatten sich die TeBe-Damen gut verkauft und so den Damenfußball bei der ersten Deutschen Meisterschaft würdig vertreten. Auch auf Verbandsebene tat sich in dieser Zeit etwas im VBB. Im September 1974 berief man in einer Arbeitstagung Hannelore Kloninger als Sachbearbeiterin für den Damenfußball in den Spielausschuss des VBB. Sie sollte bis zur Wiedervereinigung mitbestimmend für die Geschicke der Fußballerinnen auf dieser Seite der Mauer sein.

Als mit Beginn der sechsten Saison 33 Frauenvertretungen und elf Nachwuchsmannschaften in West-Berlin im Übungs- und Wettkampfbetrieb standen, erfuhren die Damen eine ähnliche Aufmerksamkeit wie die Männer. Es folgte ein zweiseitiger Vorbericht mit einer Prognose zum Saisonausgang. Als Titelanwärter 1976/77 handelte man Meteor 06 und Tennis Borussia.

Abstiegsgefährdet waren der Mariendorfer BC und der Wilmersdorfer SC. Im Mittelfeld wurden Preußen Wilmersdorf und der 1. FC Lübars gesehen und für das untere Drittel der Tabelle hielt man außerdem die Polizei SV und Normannia 08 sowie Schwarz-Weiß Spandau und Rapide/Alemannia fest. Für helle Aufregung sorgte in jener Saison allerdings eine Spielerin aus Dänemark: Die Ergebnisse standen an diesem Wochenende – zumindest in der 1. Liga – erst an zweiter Stelle des Interesses. Tagesgespräch war die vom VBB verhängte Sperre der Meteor- Neuerwerbung aus Dänmark, Elisabeth Bruns. Eine Verhandlung wird nun in Kürze klären, ob die Dänin, die in ihrer Heimat bis zum 30. Juni Mitglied des Verbandes gewesen sein soll, unberechtigt die ersten Spiele für Meteor bestritten hat! „Wir wussten nicht, dass Elisabeth in Dänemark gespielt hat, meinte Meteor-Betreuerin Frau Bittner. Doch wäre Meteor 06 bei Ausländern über den DFB gegangen, wäre diese Frage über den dänischen Verband schnell geklärt worden.

Nach der Klärung wurde die dänische Spielerin Bruns bis zum 30. Juni 1977 gesperrt. Außerdem musste der Verein für jedes Spiel, an dem die Dänin teilgenommen hatte, 100,- DM Strafe zahlen, Bruns selbst 50,- DM pro Spiel. Das Urteil wurde damit begründet, dass die Meteordamen die dänische Spielerin nicht als Ausländerin angemeldet hatten und diese so unerlaubt als Dänin am Spielbetrieb teilnahm.

Ein weiterer Grundstein für einen gefestigten Damenfußball in West-Berlin war die Gründung einer Auswahlmannschaft im Oktober 1976. Ihren ersten Auftritt hatte diese bereits Anfang November desselben Jahres gegen die Auswahl von Niedersachsen: Berlins Damenfußball kann sich durchaus auch überregional sehen lassen. Das bewiesen schon die TeBe-Frauen bei ihrem hervorragenden Abschneiden bei der „Deutschen, und das untermauerte auch die Berliner Auswahl bei ihrem ersten Auftritt gegen den Niedersächsischen Verband (Bezirk Heide) beim 4:0 (1:0-Sieg) über die sowohl spielerisch als auch konditionell unterlegenen Gäste. Dabei hätte der Erfolg sogar zahlenmäßig noch höher ausfallen können – oder sogar müssen -, doch die alte Schwäche im Verwerten der Torchancen konnte auch VBB-Trainer Remy nicht schnell ausmerzen.

Auch in den Folgejahren blieb die West-Berliner Damenauswahl erfolgreich und wurde nach kurzer Zeit in die Obhut der erfolgreichen Spielerin Barbara Charly Streuffert übergeben. Insgesamt war dies ein zentraler Unterschied zum Ost-Berliner Frauenfußball, der aufgrund der fehlenden Initiative des DFV der DDR mit Blick auf die Nachwuchsarbeit oder eine Auswahlmannschaft nur halbherzig ernst genommen wurde. Als der DFB 1979 seine Mädchenfußballoffensive durch einen Arbeitskreis auf höchster Verbandsebene vorantrieb, feierte in West-Berlin die Nachwuchsmannschaft von Meteor 06 erstmals den Titel als Meisterinnen.

Die ersten zehn Jahre des West-Berliner Damenfußballs brachten aber auch einige Problemfelder zu Tage. Aufgrund der Tatsache, dass die Spielzeit zu Beginn durch die Sommerferien getrennt wurde, gestaltete sich die Zahl der Aktiven bis zur Einführung der Leistungsklasse 1973/74 schwierig. Ebenfalls galt die Gewinnung von Übungsleiterinnen in der Anfangszeit als problematisch. Bei der Umsetzung der DFB-Statuten – wie der Zulassung von Stollenschuhen im April 1974 – mussten anfangs selbst Schiedsrichterinnen vor Ort mehrmals über die Einführung neuer Regeln aufgeklärt werden. Dennoch hatten die Fußballerinnen im Westen der Stadt deutliche Vorteile gegenüber den Fußballfrauen auf der anderen Seite der Mauer. Die Einteilung in Leistungsklassen in eine erste und zweite Liga ermöglichte ab 1974 einen auf Spielstärke abgestimmten Wettkampf mit ähnlichem Leistungsniveau. Ferner wurde die Anerkennung des Spielbetriebs durch Events – wie beispielsweise den Pokal vom Bürgermeister – zusätzlich erhöht. Dieses Hallenturnier wurde im November 1974 in der Columbiahalle eigens für sechs Tempelhofer Damen-Mannschaften erstmalig ausgetragen. Die Berliner Presse verfolgte gespannt die Amerika-Reise ihrer Damen von Tennis Borussia Berlin, 1979.

Letzt erhielten etwa die TeBe-Spielerinnen im Sommer 1979 die Möglichkeit, an einer Freundschaftsspielreise in die USA teilzunehmen. Im Laufe von zwei Jahren hatte man für diese Auslandsreise pro Spielerin 1000,- M angespart. Außerdem erhielten die TeBe-Damen die notwendige Unterstützung von ihrer Abteilungsleiterin Lotti Schmitz, die die Versicherung übernahm. In zwei Wochen spielten die in den USA als Berliner Teddybears angekündigten Charlottenburgerinnen fünfmal gegen Vertretungen aus Houston, San Antonio sowie Austin. Sie siegten jedes Mal mit deutlichem Abstand: Der 14tägige Trip der TeBe-Damen nach dem brütend heißen Texas war nicht nur mit den fünf Siegen in den Städten Houston, San Antonio und Austin sportlich ein voller Erfolg, auch das reichhaltige Beiprogramm glich einer aufregenden Achterbahnfahrt. Mal kutschierte man im schicken Cadillac oder Lincoln zu lohnenden Ausflugszielen und war stimmungsmäßig ganz oben, mal wartete man auf die Quartierverteilung stundenlang und war trotz kühlender Air-Condition mehr als „down“. Die 23 Seelen zählende Reisegruppe wird von diesem Erlebnis noch lange sprechen, und viele Briefe in beide Richtungen werden die neuen Freundschaften weiter vertiefen.

Die Auslandsreise der TeBe-Damen in die USA verdeutlichte anschaulich die Systemunterschiede des Frauenfußballs im geteilten Berlin. Während in West-Berlin Eigenkapital für Überseereisen aufgebracht werden musste, reisten die Ost-Berlinerinnen mit Unterstützung des Betriebes – allerdings nur in sozialistische Bruderländer.

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