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Motor Mitte Karl-Marx-Stadt erster Titelträger in Templin
Die Fußballfrauen wollen ebenfalls um Titel und Anerkennung spielen. Mit Einführung der DDR-Bestenermittlung gelang dies, hierbei handelte es sich nämlich um eine Meisterschaft. Diese ging natürlich über mehrere Runden, ein Endrundenturnier fand zum Beispiel in Templin (einer deutschen Stadt im Norden von Brandenburg) statt.

Der Kick zurück: 1860 wurde ln Berlin der Damen-Turnverein „Thusnelda“, gerade erst gegründet, wieder geschlossen. Die preußischen Behörden sahen Sitte und Anstand gefährdet. 1908 werden bei einer Schwimmveranstaltung für Frauen alle männlichen Besucher ausgeschlossen. 1949 findet sich in einer Ausgabe des „Deutschen Sportechos“ ein Artikel, der den Frauen empfiehlt, mit gymnastischen Übungen ihre Gesundheit und Schönheit zu pflegen. Im selben Jahr kommt die Kunde vom ersten weiblichen Frauen- Schiedsrichter auf unserem Kontinent Und seit dem 6. Oktober haben wir einen DDR-Meister, obgleich diese Titulierung amtlicherseits nicht ganz korrekt ist-DDR-Bester…

Große Begeisterung
Im Bereich des Freizeit- und Erholungssports des DFV der DDR sind über 300 Frauenfußballmannschaften organisiert Es ist der Lauf der Zeit, unserer Zeit, dass die Emanzipation der Frau auch auf dem Fußballfeld Positionen erkämpft hat Die Mädchen und Frauen, die sich zu Schuss und Stoß an die Lederkugel entschlossen haben, tun das mit Begeisterung, was sich bei jedem Spiel unschwer feststellen läßt. Und sie führen ihre Argumente gegen jeglichen Einwand selbstbewußt ins Feld: Fußball ist eine Sportart wie jede andere auch! Beim Frauen-handball zum Beispiel geht es nicht selten viel härter zur Sache als bei unseren Fußballspielen! Und die Feldhockeyspielerinnen mit ihren Schlägern pflücken ja auch nicht gerade Gänseblümchen auf dem Rasen!

Im Templiner Stadion der Freundschaft sahen über 3000-so manche Liga-Elf wünscht sich solch eine Kulisse-den sechs Endrundenspielen ä 2-X 20 Minuten zu. Überwiegend Männer. Und mag auch mancher gekommen sein, um ein Gaudi zu erleben oder mannesmutig ein „Na los, ‚ran an den Ball, Blondie!“ loszuwerden-die Mehrheit überzeugte sich, zuerst mit Staunen, dann mit Anerkennung, dass so gravierende Unterschiede zu einem Männerspiel nicht bestehen. „Töppen“ mit Stollen, Schienbeinschützer, Torwartparade, Freistöße. Strafstöße (und mit welcher Präzision verwandelt!), auch Kopfbälle, Ball-behandlung gepflegt und weniger gut-auch wie bei den Männern. Der athletische Einsatz kann naturgemäß nicht mithalten.

Torjägerin Ines Stephan
Templin bot stimmungsvollen Sport, und Augenzeugen der Vor-rundenturniere der 15 Bezirksmeister berichteten, dass das in Lauchhammer, Gera, Roßleben und Neubrandenburg nicht anders war. Die Niveauunterschiede der besten Mannschaften sind nicht groß, und einige der in der Vorrunde Gescheiterten spielten vielleicht nicht gerade glücklich, als es darauf ankam. Ausgesprochene Torjägerinnen hatten Aufbau Dresden-Ost mit Ines Stephan, die auf insgesamt sieben Treffer kam, Motor Mitte Karl-Marx-Stadt mit Ramona Wießbach (6) sowie Post Rostock mit Katrin Erdmann und Chemie Wolfen mit Angela Mieth (je 5) in ihren Reihen.

DDR-Bester im 200. Spiel
Dass die Karl-Marx-Städterinnen voller Freude ihren Mannschaftsleiter Rolf Mothes in die Luft warfen, versteht sich. Der Berufskraftfahrer, zugleich auch Statistiker, konnte in Templin der Presse mitteilen: „Unser 200. Spiel seit 1970! Und unsere Heike Scheufier machte ihr 100.!“ Seine Frau Birgit, mit der Rückennummer 3 auf dem Trikot, ist die Übungsleiterin. Sie weiß aus der Chronik des Karl-Marx-Städter Frauenfußballs noch ein bisschen mehr. Es begann mit einer Annonce in der „Freien Presse“: Wer will mitmachen? Ulla Bobert, heute im Generalsekretariat des DFV als Mitarbeiterin tätig, ist so-zusagen die Mutter der Mannschaft. 70 Mädchen und Frauen meldeten sich vor neun Jahren. Bei vielen erlosch die erste Begeisterung bald, andere kamen hinzu. Nun sind sie auf dem 1. Platz! „Zweimal in der Woche üben wir“, sagt Birgit Mothes. „Der Titelgewinn wird uns anspielen. Und ich glaube auch, dass die Tatsache der ersten Bestenermittlung überhaupt vielerorts dem Frauenfußballvoranhelfen wird.“ So sieht es auch der Fußballverband, der damit einen seiner Beschlüsse des VI. Verbandstages erfüllte.

Meinungen von Olympioniken
Aufgeschrieben von Horst Schiefelbein

Renate Stecher

Dreifache Sprint-Oiympiasiegerin
Ich finde es schön, dass sich Frauen auch in dieser Mannschaftssportart zusammenfinden, zumal ich annehmen möchte, dass es bei ihnen nicht so hört zugeht wie manchmal bei den Männern. Frauenfußbollspiele sah ich bisher nur auf dem Bildschirm, im Original noch nicht. Ich selbst habe beim Ausgleichssport – Handball – natürlich auch schon mal.gekickt‘. Abgesehen dovon, dass man von einer guten Frauenmannschaft natürlich auch Leistungen erwartet, ist der Spaß oder die Freude dabei sicher nicht nur Nebensache. Ebenso sicher scheint noch meiner Meinung, dass man sich, sollte die Entwicklung fortschreiten, erst allmählich an das neue Bild gewöhnen dürfte.“

Kornelia Matthes

Vierfache Schwimm-Olimpiasiegerin
Wenn ich ganz persönlich davon ausgehe, wie wir – als wir uns außerhalb des Trainings mal in diesem Metier versuchten – ins Roufen kamen, so würde ich sagen: Fußball eignet sich nicht für Frauen. Es gibt Bericht über die ersten Titelträgerinnen der DDR-Bestenermittlung 1979 aus Karl-Marx-Stadt. Rechts: Olympiasiegerinnen äußerten sich zum Frauenfußball.

Durch die DDR-Bestenermittlung schien es fortan attraktiver, über den Frauenfußball zu schreiben. Egal, ob große Artikel oder kleine Berichte – die vermeintlich erfolgreichsten Teams, die im ersten Jahr am Endrundenturnier teilgenommen hatten, tauchten nun häufiger in der Berichterstattung auf. So wurde auch die BSG EAB Lichtenberg 47 mit einem eigenen Beitrag in der DEFA-Wochenschau Der Augenzeuge bedacht.

Nichtsdestotrotz war die Sicht auf diese neue Sportart in der Öffentlichkeit durchweg männlich geprägt war. Schon Überschriften der Berichterstattung – wie 18 junge Wismut-Damen sind hart am Ball, Reagieren auf den Pfiff eines Mannes bis zu Da staunten die Kollegen ,.. oder… und auch gut für die weibliche Figur! – sind beredte Zeugnisse dieser Zeit.

Martina Martin gehörte damals – noch als Martina Geringswald – zur zweiten Damenmannschaft in Karl-Marx-Stadt, der BSG Wismut. Im ersten Jahr verfehlten sie noch die Teilnahme an der Endrunde. Im Jahr darauf sorgten die Wismuterinnen dafür, dass der zweite Titel für die beste DDR-Frauenfußballmannschaft hintereinander nach Karl-Marx-Stadt ging: Das war schon ein Highlight. Es hieß, es war die inoffizielle DDR-Meisterschaft und das musste man erstmal schaffen.

Vorher hatten sich die Damen von der BSG Wismut über die Bezirksmeisterschaften zu qualifizieren. Hier setzten sie sich in den Gruppenspielen zur Endrunde gegen die Vertretungen der BSG Chemie Leipzig und Modedruck Gera durch. In den Bezirken Halle, Erfurt und Suhl qualifizierten sich die BSG Chemie Wolfen, Einheit Erfurt und Aufbau Pferdsdorf als Bezirksmeister für die Vorrunde der Bestenermittlung. Damit schafften die Wolfenerinnen auch im Jahr zwei den Sprung unter die besten vier. Im Bezirk Potsdam führte man zum wiederholten Male Bestenermittlungen auf Bezirksebene durch, die von der BSG Turbine Potsdam gewonnen wurden. Anschließend spielten die Bezirksbesten aus Cottbus und Dresden gegen die Turbinen um den Einzug in die Finalrunde, wobei die Damen von Bernd Schröder auch im zweiten Anlauf das Endrundenturnier verpassten. Im Bezirk Dresden siegten die Spielerinnen der BSG Aufbau Dresden-Ost. Außerdem nahmen die Bezirksmeister der BSG Chemie PCK Schwedt für Frankfurt/Oder und von Post Rostock für Schwerin an der Endrunde teil.

Unterdessen stieg das Interesse der Medien weiter an: Die Sendung Sport Aktuell berichtete von der DDR-Bestenermittlung mit einem Beitrag von sechseinhalb Minuten. Die Wochenpost widmete mit ihrem Artikel Schnelle Damen am Ball eine ganze Seite der Endrunde. Die Freie Presse druckte eine kleine Notiz über die Siegerinnen aus ihrer Stadt ab und das Deutsche Sportecho sprach von einer Niveausteigerung, wie auch die FUWO, in der es hauptsächlich um das sportliche Ergebnis ging: Rund 2.000 Zuschauer ließen sich am Wochenende im Harzstädtchen Blankenburg das Ereignis „II. DDR-Bestenermittlung im Frauenfußbalh nicht entgehen. Im schönen Sportforum gab es viel Beifall für die Mädchen und Frauen, v. a. für die BSG Wismut Karl-Marx- Stadt, die den Wanderpokal des DFV der DDR gewannen und damit dafür sorgten, dass die Trophäe, die im vorigen Jahr die BSG Motor Mitte gewonnen hatte, in der sächsischen Bezirksstadt bleibt. Buchstäblich in letzter Sekunde rissen die Spielerinnen um Übungsleiterin, Kapitänin und Libero Martina Geringswald den Sieg im Treffen mit Chemie PCK Schwedt aus dem Feuer. 1:1 zur Pause, fünf Minuten vor dem Abpfiff das 2:1 und dann noch das 3:1 – der Jubel in der Wismut-Elf war groß, während die Schwedterinnen, denen ein Remis genügt hätte, um den Titel zu gewinnen, schon ein wenig enttäuscht waren.

Der Hinweis auf die Teilnahme des stellvertretenden Generalsekretärs des DFV, Hans Müller bei der Siegerehrung und der Dank an den Leiter dieser Endrunde, Willi Hirschfeld, waren hier nicht abgedruckt, tauchten aber in dem Artikel ursprünglich mit auf. Weiter war dort nachzulesen, dass das Spielniveau im Vergleich zum letzten Jahr gewachsen sei. Ferner hob Müller hervor, dass seit der ersten Bestenermittlung weitere 50 Mannschaften den Spielbetrieb aufgenommen hatten. Der Frauenfußball war zu diesem Zeitpunkt aus dem Kanon des Freizeit- und Erholungssports im DFV der DDR schon nicht mehr wegzudenken. Dabei bestätigt die Analyse der Medienberichterstattung den Blick in die Finanzierungspläne der DDR-Bestenermittlung: Zwar konnte der DDR-Frauenfußball zu Beginn der 1980er keinen nennenswerten quantitativen Zuwachs verzeichnen, erfuhr Jedoch mehr und mehr Wertschätzung, sowohl von offizieller Seite, in der Person des stellvertretenden Generalsekretärs des DFV der DDR, als auch durch die mediale Öffentlichkeit.

Für die ehemalige Aktive Elke Mertens, die ihre Fußballerinnenausbildung unter Bernd Schröder bei der BSG Turbine Potsdam erfuhr, war das Geheimrezept des DDR- Frauenfußballs, dass die Trainer und die Spielerinnen in dieser Zeit selbst erkannt hatten, dass sie gerade wegen ihres Geschlechtes eine ganz eigene neue Sportart erschaffen hatten, auch wenn diese auf den Namen Fußball hörte: Es ist die Frage, wie man die Werbung macht. Frauenfußball, wer ein bisschen Ahnung hat, weiß das, darf man nicht mit den Männern vergleichen. Es sind andere Körper, es sind andere Geschwindigkeiten, aber du musst es von der Technik sehen und vom Kopf, vom Taktischen her. Wenn du das mal alles hast, dann siehst du auch die verdeckten Pässe und schönen taktischen Spielzüge.

Diese Strategie verfolgt etwa Bernd Schröder bis heute. Damals allerdings brauchten die Turbinen im Rahmen der Bestenermittlung einige Zeit, ehe sie ab 1981 die nationalen Titelkämpfe bestimmen sollten.

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