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Die 1980er Jahre und die DDR-Bestenermittlung – Frauenfußball Geschichte
Die Akteure des deutsch-deutschen Frauen- bzw. Damenfußballs hatten es in den 1980er Jahren geschafft, dass der Spielbetrieb in Wettkampfform auch jenseits der eigenen Regionalgrenzen ausgetragen wurde. In der DDR spielten sie ab 1979 eine DDR-Bestenermittlung. In der Bundesrepublik festigte sich in den 1980er Jahren die Deutsche Amateur-Meisterschaft, unterstützt durch einen Pokalwettbewerb und einen Ländervergleich von Nachwuchsmannschaften. Beiderseits benötigte es viel Energie, Leidenschaft und v. a. Hartnäckigkeit, um dem Frauenfußball diese Strukturen und auch die gesellschaftliche Anerkennung zu verschaffen.

Trainer und Spielerinnen in der DDR betrachteten ihre Bestenermittlung von Beginn an als Meisterschaft – und nannten sie z. T. auch so. Die sogenannte DDR-Bestenermittlung veränderte sich im Laufe der Jahre stark und entwickelte sich bis 1990 zu einem Wettbewerb, bei dem in einer Nord- und Südstaffel unter 19 Mannschaften die DDR-Beste ermittelt wurde. Die BSG Turbine Potsdam dominierte dabei mit sechs Gesamtsiegen. Allerdings war dieser höchste Wettbewerb im DDR-Frauenfußball zu keinem Zeitpunkt vergleichbar mit der Deutschen Meisterschaft in der Bundesrepublik. Dort spielte man bereits seit 1974 diesen Titel aus, der allerdings auch erst mit der Saison 1991/92 in eine zweigleisige Bundesliga überführt wurde. Regional gab es zwar in den einzelnen Landesverbänden Leistungsklassen zwischen der Bezirksliga und der Verbandsliga. Doch beim Turnier zur Deutschen Meisterschaft wurde jährlich der Unterschied in der spielerischen Qualität so deutlich, dass am Ende die Mannschaften der SSG 09 Bergisch Gladbach, FSV Frankfurt und der TSV Siegen über Jahre hinweg das Spielgeschehen dominierten.

Mit Blick auf die nationalen Verbandsstrukturen ist erkennbar, dass die Bestenermittlung in den Funktionärsetagen des Deutschen Fußballverbandes der DDR angekommen war. Wenngleich sie dort lange eher widerwillig thematisiert wurde, stellte DFV der DDR für die Endrundenturniere von 1979 bis 1987 nachweislich Gelder zur Durchführung der Finalspiele zur Verfügung und sandte jährlich einen Vertreter des Präsidiums zu den Turnieren. Allerdings blieben die Summen für diesen nicht-olympischen Freizeit- und Erholungssport bei Weitem hinter der Förderung des Männerfußballs zurück. Immerhin aber erreichte der DDR-Frauenfußball mit der Bildung einer eigenen Arbeitsgruppe beim DFV der DDR 1984 eine Institutionalisierung in die Verbandsstrukturen.

Die Festigung des Damenfußballs in der Bundesrepublik wurde seit Ende der 1970er Jahre mit der Schaffung von Strukturen – wie der Referentin für Damenfußball im Spielausschuss des DFB und einer Referentin für Mädchenfußball im Schulfußballausschuss beim DFB – fortgesetzt. Ferner führte der DFB sogar 1979 erstmalig eine Tagung für Damen- und Mädchenfußball durch. Darauf aufbauend ermöglichte der Arbeitskreis Gebt Mädchen eine Chance! im DFB die Förderung des Mädchen- und Damenfußballs auf Landesverbandsebene. Der Arbeitskreis schuf mit seiner Arbeit die Grundlage für den erfolgreichen Damenfußball in Westdeutschland seit 19 79. Vor allem das strukturelle Merkmal der aktiven Nachwuchsförderung findet sich noch heute in allen Landesverbänden des DFB als zentrales Merkmal wieder. Vor allem in den neuen Bundesländern zeigt sich, dass ihnen jene zehn Jahre, die man in der Bundesrepublik früher mit der Nachwuchsarbeit begann, heute in ihrer Entwicklung fehlen.

Der Frauenfußball in der zahlenmäßig viel kleineren DDR konnte mit dieser Entwicklung nicht mithalten. Grundsätzlich bedingt durch die sportpolitische Struktur der Betriebssportgemeinschaften, war es dem DDR-Frauenfußball nicht möglich, die strukturellen Kooperationen mit dem Schulsport einzugehen, die es im Westen gab. Der Mädchenfußball hätte nur durch persönliches Engagement ermöglicht werden können. Entsprechendes wurde erst in den 1990er Jahren, beispielsweise seit 1997 durch den Frauen- und Mädchenausschuss im Fußball-Landesverband Brandenburg, tatsächlich umzusetzen versucht. Zur Einrichtung einer Auswahlmannschaft der Bezirke für Frauen und Mädchen, die mit denen in Westdeutschland vergleichbar gewesen wären, kam es nie. In der Bundesrepublik wurden regionale Auswahlmannschaften schon seit 1973 zusammengestellt und traten wettkampftechnisch gegeneinander an. 1979 wurden diese durch den Arbeitskreis Gebt Mädchen eine Chance! sowie durch die Einführung der Länderpokale der Auswahlmannschaften der Mädchen und Frauen besonders gefördert.

Ein weiterer zentraler Unterschied der deutsch-deutschen Frauenfußballgeschichte lässt sich anhand der Mitgliederzahlen aufzeigen, auch wenn diese in ihrer Zusammensetzung zu relativieren sind. Während der DFV der DDR 1981 eine Zahl von 6.000 Spielerinnen bei 360 Mannschaften meldete, waren es in der Bundesrepublik zu diesem Zeitpunkt schon 383.171 Spielerinnen bei 2.701 Mannschaften. Vor dem Hintergrund der Bevölkerungsentwicklung in beiden deutschen Staaten – die DDR hatte in den 1980er Jahre eine Durchschnittsbevölkerung von 16 bis 20 Millionen, in der Bundesrepublik lebten durchschnittlich 62 Millionen Einwohner – bedeutete dies, dass die Bundesrepublik neben ihrer geografischen Flächengröße auch aus einem größeren Bevölkerungspool Spielerinnen rekrutieren konnte. Bis 1989 gingen die Mitgliederzahlen im DDR-Frauenfußball kontinuierlich zurück. Kurz vor der Wiedervereinigung sollen 5.500 Fußballerinnen im Osten gespielt haben, während in der Bundesrepublik ihre Anzahl zwischenzeitlich auf 479.09 angestiegen war. Dies war gleichbedeutend mit 20 1 Frauenmannschaften auf DDR-Seite gegenüber 2.326 Teams in Westdeutschland. Gleichwohl sind diese Zahlen in ihrer Aussagekraft nur von relativem Wert. So erklärte Hannelore Ratzeburg nach dem Titelgewinn der Europameisterschaft 1989, dass von der scheinbaren hohen Anzahl an Spielerinnen in der DFB-Statistik lediglich 70.000 zu diesem Zeitpunkt wirklich aktiv gewesen seien. Doch selbst wenn von nur 70.000 aktiven Spielerinnen in Westdeutschland ausgegangen wird, gab es proportional zur Gesamtbevölkerung in der Bundesrepublik rund viermal so viele Spielerinnen wie in der DDR.

Wenn in journalistischen Veröffentlichungen davon die Rede war, dass Gero Bisanz die Strukturen der Nationalmannschaft erfolgreich geprägt habe, so müssen als Pfeiler des DDR-Frauenfußballs die Übungsleiter Dietmar Männel, Bernd Schröder und Hugo Weschenfelder gelten. Ausgehend von ihren regionalen Zentren vermochten sie, das Spielniveau flächendeckend von Schlema über Jena und Potsdam zu steigern. Allerdings wurde in der DDR zu keiner Zeit mit dem Aufbau vergleichbarer nationaler Strukturen mit einer Nationalmannschaft und hauptamtlichen Verantwortlichen des Frauenfußballs im Verband begonnen. Auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs führte das Trainergespann Bisanz und Theune-Meyer indes im April 1989 eine U19- Nationalmannschaft ein, die den Vorgaben des internationalen Frauenfußballs folgte. Zusätzlich hatte Bisanz auch die Schulungen der Verbandstrainer im Frauen- und Mädchenbereich eingeführt, woran im DDR-Frauenfußball nicht zu denken war. Der DFV der DDR hatte sich beispielsweise erst 1988 mit dem Thema Nationalmannschaft im Frauenbereich befasst. Sieben Jahre Rückstand konnten bis 1991 nach der Wiedervereinigung nicht mehr aufgeholt werden.

Das Medieninteresse, das sich die deutsch-deutschen Fußballerinnen seit den 1970er Jahren erspielt hatten, konnten sie in den 1980er Jahren aufrechterhalten bzw. weiter steigern. In der DDR wurde beispielsweise fast jährlich über die DDR-Bestenermittlung berichtet. Auch die Anzahl der Artikel in der Verbandszeitschrift neue Fußballwoche stieg zwischen 1985 und 1990 deutlich an. Dank der Einführung einer eigenen Rubrik Frauenfußball war ab 1987 war fast jeder Spieltag mit Notizen, kleineren Artikeln oder statistischen Übersichten dokumentiert. Auf westdeutscher Seite konnte für den gleichen Zeitraum im öffentlich-rechtlichen Fernsehen eine rege Beitragsflut festgestellt werden. 1985 berichtete sogar das Politmagazin Kontraste über den DDR-Frauenfußball und der BSG Turbine Potsdam.

Auch die Motivation der Spielerinnen änderte sich über die gesamte Zeit und besonders in den 1980er Jahren insofern ein wenig, als dass auf höherer Spielebene der Leistungsgedanke Einzug hielt. Trainertypen wie Gero Bisanz und Bernd Schröder wollten ihre Spielerinnen zum Leistungsoptimum führen. Beide unterschied jedoch die Grundausbildung im Trainerberuf. Bisanz war studierter Sportlehrer und hatte nach einer Profikarriere in Köln dann Profitrainer an der Hennes-Weißweiler Akademie des DFB ausgebildet – und dies auch parallel zur Leitung der Nationalmannschaft der Frauen fortgeführt. Schröder hingegen war in erster Linie Übungsleiter und profitierte von seinen Spielerjahren als Torwart beim 1. FC Lok Leipzig. Der einzige Fußballlehrer, den die DDR im Damenbereich hervorbrachte, war Hugo Weschenfelder bei der HSG Universität Jena Mitte der 1980er Jahre. In gewissem Sinne baute auch er Strukturen auf, wie sie Bisanz an der Deutschen Sporthochschule Köln im Sonderbereich Fußball 1980 angeregt hatte.

Die Fußballerinnen in der DDR vermochten ähnlich wie die Spitzensportler für ihre Disziplin eine gewisse gesellschaftliche Anerkennung zu erspielen. Diese beruhte, obwohl sie nur im Sport II angesiedelt waren, nicht zuletzt auf der weitgehenden Vielseitigkeit und Internationalität des DDR-Frauenfußballs. Dies war freilich auf das sozialistische Ausland begrenzt, an internationalen Turnieren im Westen oder an Europameisterschaften durften sie im Gegensatz zu den Männern nicht teilnehmen. Festzuhalten bleibt, dass trotz aller politischen Rhetorik in der DDR eine Gleichberechtigung im Fußball nicht erreicht wurde. In der Nische des DDR-Sportsystems etablierte sich der Frauenfußball aber so gut, dass die östlich der Mauer gesammelte Erfahrung bis in die Transformation beider Sportsysteme gefragt war.

Auf westdeutscher Seite führte Gero Bisanz mit der Gründung der Nationalmannschaft sowie in den acht Jahren bis zur Wiedervereinigung in enger Zusammenarbeit mit Hannelore Ratzeburg und Tina Theune-Meyer die Bundesrepublik zum ersten internationalen Titel bei der Europameisterschaft 1989. Daraufhin stieg, wenn auch nur kurz, die gesellschaftliche Anerkennung des weiblichen Fußballsports weit über das bisherige Maß.

Die Zusammenführung der beiden deutschen Fußballsysteme 1989/90 erfolgte somit von grundlegend verschiedenen Ausgangspunkten. Welche Auswirkungen das v. a. auf den Nachfolgeverband des DFV der DDR, den NOFV, hatte, zeigt der Abschnitt zur Wendezeit. Zuvor jedoch soll der erste und letzte – Artikel des DDR-Frauenfußballs auf internationaler Bühne nacherzählt werden, das sich mit der Gründung der DFV-Damen-Nationalmannschaft beschäftigt.

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