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Ost-Berlin über Freundschaftsspiele zum lokalen Spielbetrieb
Je nach Standort hatte der Frauenfußball mit anderen Problemen zu kämpfen. In Osten von Berlin war der Spielbetrieb beispielsweise lange auf die lokale Ebene begrenzt. Überregional waren nur Freundschaftsspiele drinnen, für eine Mannschaft selbstverständlich zu wenig. Bei Spielen des BSG EAB Lichtenberg 47 gegen die BSG Empor Saßnitz auf Rügen ging das Team leider als Verlierer vom Platz. Immerhin konnten die Ost-Berlinerinnen gemeinsam mit den Spielerinnen aus Saßnitz so kurz nach ihrer Gründung schon vor einer Kulisse von 2.000 Zuschauern im Bergener Ernst-Moritz-Arndt-Stadion auflaufen: Diese Zuschauerkulisse im Vorspiel der DDR-Liga Mannschaft Lok Bergen von TSG Wismar beflügelt die Spielerinnen beider Mannschaften zu besonders guten Leistungen. Das konnte nicht übersehen werden, dass Empor Saßnitz die stärkeren Spielerpersönlichkeiten besaß. Beide Mannschaften erhielten viel Beifall für die gezeigten Leistungen.

Zeitzeugin Maja Bogs, die fast von Beginn an den Aufbau des Spielbetriebs in ihrem Teil Berlins mit steuerte, bestätigte, dass für sie immer der Spaß im Vordergrund stand. Dies war allerdings – zumindest anfangs – auch dadurch bedingt, dass es in den ersten Jahre nicht viel weiter ging als bis zum Berliner Meister und sie so über Freundschaftsspiele und Auslandsreisen ihre Aufmerksamkeit bzw. Erfahrungen sammeln mussten.

Die persönliche Betreuung einer Mannschaft war für die Entwicklung und die Chronik des DDR-Frauenfußballs von großer Bedeutung. Ohne Alfred Spanke hätte man beispielsweise für die BSG EAB Lichtenberg 47, eine der erfolgreichsten Ost-Berliner Mannschaften, die Spielgeschichte ihrer Fußballerinnen nicht nachvollziehen können. Spanke hielt zu seiner Zeit als Abteilungsleiter der Fußballfrauen handschriftlich fest, welche Ergebnisse erzielt wurden. Bis zum 16. Juli 1985 waren es 333 Spiele bei 247 Siegen, 35 Unentschieden und 51 Niederlagen, wobei es sich dabei nur um jene Spiele handelte, die auf Großfeld ausgetragen wurden. Das erste Spiel der EAB-Damen fand demnach am 18. April 1971 bei Grün Weiß Baumschulenweg statt und endete 1:1 unentschieden. Den ersten Sieg erspielten die Lichtenbergerinnen am 23. April 1971 gegen die BSG Einheit Treptow mit 3:0. Insgesamt konnten die EAB-Damen zwischen 1971 und 1976 fünfmal hintereinander den Ost-Berliner Meistertitel erspielen. Durch diese spielerische Dominanz waren die Fußballerinnen bei den nationalen Medien gefragt. Maja Bogs wurde beispielsweise in ihrer Funktion als Leiterin der Volksschwimmhalle Pankow-Berlin im Deutschen Sportecho interviewt, wobei sie u. a. auf ihre neue Liebe, den Fußballsport zu sprechen kam: 1972 war ich Spartakiadesiegerin im Kugelstoßen mit 15,02 Meter. Jetzt gilt meine besondere Liebe dem Fußball, und zwar der Frauen-mannschaft von Lichtenberg 47, in der ich mitspiele.

Ferner erhielten Fans des Frauenfußballs in Ost-Berlin Hinweise über Leserbriefe im Deutschen Sportecho, welche Mannschaft auf sich aufmerksam machte. So war es Heidrun Erben am 26. Juni 1975 zu verdanken, dass der Öffentlichkeit die Pokalsiegerinnen genannt wurden.

Die Spielerinnen der besten zehn Mannschaften im Ost-Berliner Spielbetrieb sorgten dafür, dass sie ihre Sportart ausüben konnten. Sofern der Trägerbetrieb, anders als in West-Berlin, hinter der Mannschaft stand, gab es auch keine größeren Probleme, einen Trainingsplatz zu finden. Die hier nachgewiesenen Betriebssportgemeinschaften verfügten über ein Stadion und einen starken Betrieb im Hintergrund. Bei der EAB war es der Betrieb der Elektroprojekt und Anlagenbau Berlin und bei der KWO Berlin das Kabelwerk Oberspree. Entlang der Spree trainierten die meisten Betriebssportgemeinschaften im Osten der Stadt zweimal pro Woche und trugen an den Wochenenden ihre Punkt- bzw. Pokalspiele aus. Dafür reisten sie auch schon mal quer durch die Stadt: Wir haben meistens von 19 bis 20.30 Uhr trainiert. Man hatte kein Auto. Ich habe dann in Köpenick gespielt und in Pankow gewohnt, also bin ich in die S-Bahn gestiegen, bin anderthalb Stunden zum Training gefahren, hab anderthalb Stunden trainiert und bin dann anderthalb Stunden zurückgefahren.

Da der DFV der DDR republikweit den Bezirksfachausschüssen die Organisation des Spielbetriebs auf lokaler Ebene überließ, führte der BFA Ost-Berlin 1977 eine Arbeitsgruppe Frauenfußball ein. Die Leitung dieser AG übernahm Doris Müller, die ebenfalls schon seit einigen Jahren bei der BSG EAB Lichtenberg 47 war.

Sportlich gesehen hatte zu diesem Zeitpunkt eine Wachablösung stattgefunden. Seit 1976 dominierte die BSG Motor Köpenick das Spielgeschehen in der Hauptstadt. Ihre Spielerinnen wurden 1977 Ost-Berliner Hallenmeisterinnen. Beim traditionellen Hallenturnier im Januar hatten sie sich mit einem 1:0-Finalsieg gegen die VSG Elfe durchgesetzt. Bis 1980 wurden sie dreimal Ost-Berliner Meisterinnen.

Während diese Frauenmannschaft einigen im Betrieb noch unbekannt war, hatte sie sich bereits über die Grenzen Ost-Berlins hinaus einen Namen gemacht. Unterstützend zum Punktspielbetrieb kam es auch in Ost-Berlin zu der Gründung einer Auswahlmannschaft, die in der DDR und im sozialistischen Ausland auf sich aufmerksam machte. Diese Auswahl hatte aber nicht den Anspruch zur Leistungssteigerung des Spielbetriebs. Sie sollte entgegen dem West-Berliner Modell im Ausland mit den besten Spielerinnen möglichst stark auftreten: Vergleiche in unserer Republik und auch in Warschau vor 60.000 Zuschauern ließen die Popularität unserer Mädels gewaltig wachsen und haben letztlich dazu beigetragen, das Ansehen Motor Köpenicks neu herauszustellen. 1976 ist ihnen endgültig der Durchbruch zur Spitze gelungen, als sie der über Jahre zum Favoriten gestempelten Elf von Lichtenberg 47 den Rang abliefen. Hier gelang es erstmals, bei Punktgleichheit – aber besserem Torverhältnis – die Berliner Meisterschaft zu erringen und damit die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

Mit der Einführung der DDR-Bestenermittlung 1979 bemühten sich viele der Spielerinnen um einen leistungsbetonten Fußball. Spiele gegen Direktorenmannschaften oder Werbespiele auf Betriebssportfesten gehörten weiterhin zum Repertoire der Fußballerinnen. Wenn die Betriebe eine Frauenfußballmannschaft in Ost-Berlin hatten, wiesen sie u. a. in ihrer innerbetrieblichen Presse mit Freude darauf hin. So zum Beispiel beim VEB Einzelhandel (HO) Waren täglicher Bedarf Berlin: Da von den 3.500 Mitarbeiterin etwa 80 Prozent Frauen sind, gab es da zwar schon mal Probleme, doch wenn die Begeisterung erst einmal geweckt ist, dann rollt es auch. Neben einer Volleyballgruppe heißt der große Renner Frauenfußball. „Er hatte ungeahnten Zuspruch gefunden, freute sich der Sportorganisator. Ob Betriebsdirektorin Waltraud Meyer, BGL-Vorsitzenden Irmgard Flegel oder seine Frau Marlies Spiller, das Turnier beim Betriebssportfest sahen sie alle mit Begeisterung dem runden Leder nachjagen. Ja sogar Mutter und Tochter spielten in einer Elf. Allein der Mut der Frauen war am Anfang bewundernswert, doch heute sind es 15, die regelmäßig üben, zeigt sich der Ökonom erfreut.

1972 kam es unerwartet sogar zu einer Kontaktaufnahme zwischen Ost und West. In diesem speziellen Fall war es aufgrund familiärer Beziehungen einer Spielerin aus West-Berlin gelungen, Kontakt zum Mannschaftsleiter der BSG NAGEMA Neubrandenburg aufzunehmen. Der Besuch der Kapitänin Yvonne Andres vom Mariendorfer BC bei einem Spiel der BSG Ascobloc Neubrandenburg gegen Teterow am 29. Oktober 1972 wurde in der Vereinschronik des 1. FFC Neubrandenburg festgehalten. Nach dem Besuch schrieb die West-Berlinerin in einem Brief an den Mannschaftsleiter Woldemar Schernau: Im Namen der Fußballmannschaft des MBC 06 e.V. übersende ich die herzlichsten Sportgrüße, mit den besten Wünschen für weitere Erfolge. Wir hoffen, dass wir als Westberliner im direkten Vergleich gegen die Neubrandenburger Damen bald antreten können.

Auch Schernau hielt den Besuch des prominenten Gastes vom Mariendorfer BC 06 in seinem damaligen Spielbericht fest. Der spätere Sektionsleiter Werner Lenz erinnerte sich im Zeitzeugeninterview, dass Schernau 1974 und 1975 versuchte, dieses Freundschaftsspiel zwischen der West-Berliner Mannschaft und den Neubrandenburgerinnen tatsächlich möglich zu machen. Lenz riet ihm allerdings davon ab: Ich weiß, dass er es damals beantragt hatte. Er hatte ja eine zeitlang im Westen schon gelebt und hatte dort noch Verbindung und seine Verwandtschaft war noch drüben. Ich habe das damals zur Kenntnis genommen und habe gleich von mir aus gesagt: „Wolli, geh’ nicht damit hausieren. Dafür war keine offizielle und inoffizielle Möglichkeit gegeben. Es war ja auch so, dass wir wenig wussten von der Bundesrepublik.

Aus heutiger Sicht kann zusätzlich der rigide, auf höchster Sportebene ausgehandelte Sportkalender dafür gesorgt haben, dass es zumindest in Berlin während der politischen Teilung nicht zu einem deutsch-deutschen Frauenfußballvergleich kam. Für das geteilte Berlin lässt sich festhalten, dass die Entwicklung während der ersten zehn Jahre des Punktspielbetriebes eine fast parallele Entwicklung nahm. Die gesellschafts- und sportpolitischen Rahmenbedingungen gaben den Spielerinnen aus dem Westen freilich andere Möglichkeiten als den Ost-Berlinerinnen, was sich nicht zuletzt an Gastspielreisen in westliche Länder zeigte.

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