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Zugpferd Nationalmannschaft und professionellere Strukturen – Frauenfußball Geschichte
Nach dem die Deutsche Amateur-Meisterschaft der Damen seit 1974 den überregionalen Wettkampf in der Bundesrepublik ermöglichte und auch die internationale Entwicklung weiter voranschritt, reagierte der DFB ab der Saison 1981 mit der Einführung eines DFB Vereins- und Länderpokalwettbewerbes. Am 2. Mai 1981 gewann die SSG 09 Bergisch-Gladbach als erste Mannschaft den DFB-Pokal, wobei sie sich im Finale mit 5:0 gegen die Wörrstädterinnen durchsetzten. Nur eine Woche später wurde das erste Endspiel des Länderpokals ausgetragen.

Hier gewann die Auswahlmannschaft vom Mittelrhein mit 1:0 gegen Niedersachsen. Mit der Einführung des Länderpokals zogen erste Strukturen der Förderung des Damenfußballs in den DFB ein. Für die weitere Umsetzung eines professionelleren Umfeldes entschied sich der damalige Präsident Herrmann Neuberger für die Einrichtung einer Nationalmannschaft. Die bereits stattfindende Qualifikation zur ersten Europameisterschaft in Schweden sowie der hartnäckige Einsatz von Hannelore Ratzeburg für die Förderung des Damenfußballs, hatten diese Entwicklung eröffnet. Neuberger bemühte sich um Gero Bisanz als Cheftrainer, der zu diesem Zeitpunkt die Trainerausbildung für den Profibereich der Männer in Köln an der Deutschen Sporthochschule leitete.

Bisanz war von diesem Angebot überrascht und entschied sich erst nach zwei Wochen, das Angebot anzunehmen: Ich habe schon erst gedacht: „Mensch, wie sollst du das machen? Was spielt der Frauenfußball hier in Deutschland für eine Rolle neben dem Männerfußball? Was kann er für eine Rolle spielen?“ Aber dann dachte ich: „Wenn man vernünftige Arbeit macht und Anne Trabant hat das vorgemacht, dass sie mit ihrer Mannschaft Erfolg hatte, dann kann man da mit Sicherheit auch drauf aufbauen.“ Und als ich das dann übernommen hatte, habe ich die Schwierigkeiten erst mit offenen Augen gesehen, was alles vor einem lag, was man initiieren musste, dass das alles weiter ging. Das fing an mit Liga, ging über Trainer bis zu Inhalten, die die Trainer in den Vereinen verändern mussten, das ging um Häufigkeit des Trainings. Das ging darum, Auswahlmannschaften, bessere Betreuung durch die Verbandstrainer und Kontakte zu kriegen. Viele Verbandstrainer wussten auch nicht, was im Frauenbereich in ihren Verbänden los war.

Bisanz, der an der Deutschen Sporthochschule Köln Sport auf Lehramt studiert hatte, war bereits im Rahmen seiner Dozententätigkeit Anfang der 1980er Jahre erstmalig mit dem Damenfußball in Berührung gekommen. Damals wurde die Prüfungsordnung im Sonderbereich Fußball geändert, sodass auch Frauen Fußball als Prüfungsleistung ablegen konnten.

In den ersten vier Jahren nach der Gründung der DFB-Frauen-Elf ging es für Bisanz darum, feste Strukturen für den kontinuierlichen Aufbau einer leistungsstarken Nationalmannschaft. Für die Anfangszeit wurde ihm Anne Trabant-Haarbach als Co- Trainerin zur Seite gestellt. Nicht zuletzt die Erfolge der Gladbacherinnen hatten diese Zusammenarbeit ermöglicht. Ihre Ausnahmestellung zeigte sich auch daran, dass beim ersten offiziellen Länderspiel der Nationalmannschaft am 10. Oktober 1982 in Koblenz acht Spielerinnen von Trabants SSG 09 Bergisch-Gladbach im Aufgebot standen.

Das Spiel gegen die Schweiz wurde mit 5:1 gewonnen. Unter anderem erzielte damals die 18-jährige Silvia Neid zwei Treffer. Bisanz brachte in das Trainergespann seine Erfahrung als Profitrainerausbilder im Männerbereich ein, Trabant gab ihre Kenntnisse aus der Arbeit mit Fußballfrauen weiter. Allerdings kam es schon nach kurzer Zeit zu Differenzen zwischen Trabant und Bisanz, wie der Begleitband zur Ausstellung Frauen am Ball belegte: Die erste EM-Qualifikation 1983 habe ich noch mitgespielt. Wir sind da nicht weit gekommen. Wäre ich verantwortliche Chef-Trainerin gewesen, hätte das anders ausgesehen. Vielleicht war ich auch zu undiplomatisch. Bisanz wollte aufbauen. Alles langsam angehen. Im Nachhinein sage ich, vielleicht war das sogar der richtige Weg, aber damals haben wir uns verhakt.

Bisanz verband mit dem Aufbau eine kontinuierliche Förderung von jungen Spielerinnen, die an die europäische bzw. Weltspitze herangeführt werden sollten. Als der Dissens zwischen Bisanz und Trabant-Haarbach zu groß wurde, trennten sich nach dem Länderspiel vom 22. Oktober 1983 in Belgien ihre Wege.

Danach führte Bisanz die Nationalmannschaft drei Jahre lang allein, ehe er beim DFB um eine Assistentin bat. Mit der Zusage des DFB holte Bisanz Christina Theune- Meyer in sein Nationalmannschafts-Team. Tina Theune hatte 1972 das Sportstudium ebenfalls an der DSHS abgeschlossen und u. a. bei Bisanz 1985 als erste Frau die Fußballlehrerlizenz im Rahmen der DFB-Profitrainerausbildung erworben: Sie war sehr erfreut, dass ich auf sie zurückgriff. Ich hatte mit ihr schon Kontakt als Dozent. Sie hat immer im Sonderfach mit den männlichen Studenten mitgespielt, obwohl das damals noch nicht zulässig war in ihrer Zeit. Aber ich wusste, dass sie fußballerisch gut informiert war und dass sie aufgrund ihrer Verletzung nicht mehr Spielerin sein konnte. Ich wusste, dass sie sehr akribisch arbeiten konnte, sehr viel sich damit beschäftigt, und habe sie dann als Assistentin vorgeschlagen und auch bekommen. Und da ging dann auch die Suche eigentlich erst richtig los.

Mit Tina Theune als Assistentin erhielt Bisanz 1986 die notwendige personelle Unterstützung, die ihm in den drei Jahren zuvor gefehlt hatte. Gemeinsam absolvierten die beiden Fußballlehrer viele Sondertrainingseinheiten, v. a. im süddeutschen Raum. Sie fuhren abends nach dem Training in der Sporthochschule beispielsweise nach Siegen, holten dort alle Auswahlmädchen zusammen und gaben von acht bis zehn Uhr abends eine zusätzliche zweistündige Trainingseinheit. Bisanz berichtete davon, dass er auch ab und zu Bälle vom DFB mitbrachte, weil die Vereine häufig nicht genügend besaßen. Die Grundphilosophie von Bisanz’ Trainerstab bestand darin, viel Einzelarbeit pro Spielerin mit dem Ball zu realisieren, nach dem Aufwärmen das Niveau zu steigern und anschließend ein Konditionstraining im taktischen Bereich mit kleinen Spielen einzubinden. In ihrer gesamten Nationalmannschaftszeit ging es dem Trainerteam darum, über den Ball das spielerische Niveau und später die spielerische Härte weiterzuentwickeln. Dazu gehörte auch, dass Mitte der 1980er Jahre der bei den Männern schon etablierte – meist zu Saisonbeginn durchgeführte – Laktattest auch für die Damen-Nationalmannschaft eingeführt wurde, wie auch Schnelligkeitstests auf zehn bis 50 Meter.

In dieser Zeit musste der DFB erkennen, dass der Leistungsgedanke bei der Damen- Nationalmannschaft Einzug gehalten hatte und dieser sich auch auf den Spielbetrieb in der Bundesrepublik weitestgehend ausdehnen sollte. Allerdings war dieser Entwicklungsschritt mit neuerlichen Ressentiments verbunden. Bisanz erinnerte sich beispielsweise daran, dass der damalige Trainer der Nationalmannschaft der Männer Berti Vogts einmal zu ihm sagte, dass er ihn und seine Nationalmannschaft nicht mehr unterstützen wolle, weil er befürchte, dass für die Frauen dem Männernachwuchs das Geld weggenommen würde. Dass Bisanz sich darum bemühte, für die Frauen zusätzliches Geld zu erhalten und nicht einen Budgetzuwachs auf Kosten der Nachwuchsarbeit im Männerbereich erreichen wollte, spielte dabei offensichtlich keine Rolle.

Beim DFB-Bundestag 1986 in Bremen kam diese Konkurrenzsituation auch auf höchster Funktionärsetage zur Sprache. Im Protokoll der Sitzung vom 17. Oktober wurde Präsident Hermann Neuberger mit den Worten zitiert, dass er das Ausscheiden der Damen-Nationalmannschaft bei der laufenden EM-Qualifikation bedauere. Er forderte, in Zukunft eine junge Mannschaft aufzubauen und darüber hinaus kurzfristig eine zweigeteilte Bundesliga Nord und Süd der Damen einzurichten. Außerdem sprach er sich für eine reine Damen-B-Lizenz sowie für einen A-Lizenzlehrgang nur für Frauen aus.

Den Meinungswechsel des DFB-Präsidenten hatte unter anderem ein sehr deutliches Referat von Hannelore Ratzeburg beim Bremer Bundestag forciert. Sie wies dabei darauf hin, dass der Damen- und Mädchenfußball seit 1983 auf den verschiedensten Ebenen ebenso an Bedeutung gewonnen hatte wie die Themen des Jugendfußballs. Ratzeburg setzte sich dafür ein, die Förderung des Mädchenfußballs, die 1979 durch den Arbeitskreis Gebt Mädchen eine Chance! begonnen worden war, in Zusammenarbeit mit den Schulen intensiv fortzuführen. Gleichzeitig betonte sie die Notwendigkeit, den Spitzenfußball in der Damen-Nationalmannschaft ebenso wie in den leistungsstärksten Vereinsmannschaften – stärker zum werbenden Aushängeschild werden zu lassen. Hier wird gerade von den führenden Klubs der Standpunkt vertreten, dass eine weitere Konzentration der Leistungsklassen über regionale Liga bis hin zur zweigeteilten Bundesliga (in den Bereichen Nord und Süd) wesentliche Impulse geben könne. In der Praxis wird zunächst abzuwarten sein, wie sich die bestehenden oder eben erst eingeführten Regionalligen im Westen und Norden bewähren und ob es den Vereinen möglich ist, die wirtschaftlichen Anforderungen solcher Ligen zu tragen.

Geburtenschwache Jahrgänge seit 1965 veranlassten den DFB, stärker als bisher um die Jugend zu werben, so auch im Mädchen- und Damenfußball. Ratzeburg hatte beim 32. Bundestag eindrücklich daraufhingewiesen, dass sich der DFB im internationalen Vergleich der 24 Nationalverbände der UEFA in der Entwicklung der Mitgliederzahlen im Fußball für Mädchen und Frauen auf Platz eins befand. Dies bedeutete, dass man für die Zukunft handeln musste, um in der strukturellen Weiterentwicklung nicht zuviel Zeit zu verlieren. Sie machte deutlich, dass der von ihr eingebrachte Antrag auf Einführung einer zweigeteilten Bundesliga nicht aus Größenwahn gestellt wurde, sondern mit Blick auf eine langfristige Planung im Damenfußball. Wäre dieser Antrag nicht durchgesetzt worden, hätten die Frauen erst drei Jahre später einen entsprechenden Beschluss zur Einführung einer Bundesliga stellen können, was die Entwicklung möglicherweise sehr stark behindert hätte. Der Antrag mit der Nummer 51 wurde am Ende mit nur wenigen Gegenstimmen angenommen. Damit waren nicht zuletzt die Grundlagen für eine Fortsetzung der leistungsorientierten Arbeit von Bisanz und Theune-Meyer für die Nationalmannschaft gelegt. Auf Vereinsebene machten freilich weiterhin die dominierenden Mannschaften – der FSV Frankfurt, der TSV Siegen und der SSG 09 Bergisch- Gladbach – den Meistertitel unter sich aus.

Auf der Basis der beschlossenen Professionalisierung wollte der Nationaltrainer auch gegen den bisherigen Trend Vorgehen, dass Spielerinnen von Trainern trainiert wurden, die nicht ausgebildet waren, oder dass kurzerhand der Vater einer Spielerin oder irgendein Spieler der ersten Männermannschaft das Training übernahm. Deswegen richtete er mit der Zeit Schulungen für Verbandstrainer ein.

Nach der Weichenstellung für die Arbeit der Nationalmannschaft blickte mittlerweile auch DFB-Präsident Neuberger überaus positiv in die Zukunft des internationalen Damenfußballs. In einem Beitrag für die Welt am Sonntag kündigte er an: Zu den heutigen Konkurrenzen wird noch eine Weltmeisterschaft der Damen kommen. Sie ist vertretbar. Nichts halte ich von Hallen-Weltmeisterschaften.

Diese Aussage war v. a. im Kontext der kritischen Worte Neubergers zur Einführung einer Europaliga und der Ausweitung der UEFA-Cup-Wettbewerbe im Männerbereich als deutliche Befürwortung internationaler Titelkämpfe im Frauenfußball zu sehen.

Dass die Damen und Mädchen bundesweit am Ball blieben, wurde im Rahmen einer Veröffentlichung des Deutschen Sportärztebundes aus dem Jahr 1983 darauf zurückgeführt, dass bei ihnen die Freude am Fußballspielen nicht verlorenging. Den Mädchen und Damen, die vielleicht aufhörten, fehlte die notwendige Motivation bzw. für sie waren andere Angebote reizvoller. Für die Entwicklung des Damenfußballs in der Bundesrepublik war entscheidend, dass die Entwicklung der Mitgliederzahlen stetig stiegen. Dies unterstützte letztlich auf der Ebene des Spitzenfußballs und der Nationalmannschaft die Arbeit der Verantwortlichen.

Im Vorfeld der Europameisterschaft von 1989 konnte Bisanz damit umso mehr auf talentierte und fußballbegeisterte Frauen und Mädchen zurückgreifen, die heute im Verband als U-Auswahltrainerin oder Nationaltrainerinnen der Frauen seine Arbeit fortführen. Dazu gehören Bettina Wiegmann, Martina Voss oder Silvia Neid, die immer mehr in die Nationalmannschaft hinein wuchsen. Bisanz und Theune-Meyer hatten somit maßgeblichen Anteil daran, dass die Deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft am 2. Juli 1989 in Osnabrück bei der ersten Teilnahme an der Endrunde der Europameisterschaft sofort den ersten Titelgewinn feiern konnte.

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