Trainingseinheit: Abschirmen des Balles
Obwohl der Begriff an sich auf eine eher defensive Funktion zu weisen scheint, ist das Abschirmen ein rein offensives Element. Mehr noch, es handelt sich eigentlich um ein Element, das einen festgefahrenen Angriff wieder in Schwung bringen soll. Während eines Angriffs kann man leicht in einen Verteidigungsgürtel geraten und keinen anspielbereiten Mitspieler mehr finden. Mit Abschirmen eine Art Dribbling zu zweit – kann man dem Übel beikommen. Ein Spieler lässt den Ball für den Mitspieler liegen und versucht dabei, den Ball mit dem Körper gegenüber dem Gegenspieler abzuschirmen. Man muss darauf achten, dass die Übergabe so einfach wie möglich erfolgt. Das heißt, im richtigen Augenblick den Ball liegen lassen und diesem nicht noch einen letzten Schlenzer mitgeben. Als Beispiel wählen wir eine praktische Spielphase (Übung 7).
Analyse des Gesamtablaufs (Übung 7):
1. Spieler A führt den Ball über die Breite des Feldes.
2. Er wird von einem Gegner gedeckt (Position stets zwischen Ballführendem und eigenem Tor).
3. A lässt den Ball liegen, wobei er aber weiterhin den Ball abschirmt.
4. Mitspieler B kommt zur Hilfe.
5. Spieler B übernimmt den Ball.
6. Spieler B erhöht mit dem Ball am Fuß das Tempo und ändert die Laufrichtung, während A den Gegenspieler weiter mitzieht. Was erreichen wir nun mit dieser verhältnismäßig einfachen Maßnahme?
– Durch einen plötzlichen Tempowechsel können wir das Spiel verlagern.
– Durch den Positionswechsel der Verteidiger bringen wir das Verteidigungssystem des Gegners aus dem Gleichgewicht.
– Wir haben die Möglichkeit, unseren Angriff weiter aufzubauen, indem wir einen Mitspieler ins Spiel bringen oder selbst aufs Tor schießen (siehe Übungen 8 und 9).
Da der Bewegungsablauf zu komplex ist, um ihn so ohne weiteres erlernen zu können, haben wir aus ihm sechs eigenständige Elemente gemacht. Jedes der sechs Elemente ist Kern einer Übung. Dies hat den Vorteil, dass alle Spieler die unterschiedlichen Bewegungselemente verstehen und sie im weiteren Verlauf des Trainings in der Gesamtbewegung engagiert und ohne Schwächen ausführen können.
Übung 1: Spieler führen den Ball (am Fuß) über die Breite des Spielfeldes.
Übung 2: Dieselbe Übung, aber nun mit Gegenspieler auf einer Seite, deshalb den Ball abschirmen.
Übung 3: Den Ball gegenüber dem Gegner abschirmen, plötzlich liegenlassen, während man selbst weiterläuft.
Übung 4: Zwei Spieler stehen sich im Abstand von ca. 25 m gegenüber, A führt den Ball in Richtung Spieler B, der die Laufrichtung von Spieler A sehr eng kreuzt (Ball noch nicht mitnehmen) und dabei das Tempo wechselt.
Übung 5: Dieselbe Übung, aber nun übernimmt B den Ball. Spieler A lässt den Ball für B liegen. Spieler B übernimmt ihn und behält zunächst seine Laufrichtung bei, beschleunigt dann und wechselt dabei die Richtung. Zunächst exakte Ausführung trainieren, dann erst das Tempo erhöhen.
Übung 6: Anschließend wiederholen wir Übung 5 unter Einbeziehung eines Gegenspielers, der auf A spielt (Deckung zwischen Spieler und Tor).
Nachdem diese einzelnen Elemente eingeübt wurden, fügen wir sie zu unserer Beispielübung
(Übung 7) zusammen, die wir nun spieltaktisch ausführen können.
Übung 8: Spieler A – vom Gegner gedeckt – führt den Ball über die Breite des Feldes in Richtung Mitspieler B. Dieser übernimmt den Ball und rückt mit dem Ball am Fuß auf. Mitspieler C spurtet in die Tiefe, wo er von B einen Pass erhält. Spieler C schießt aufs Tor oder legt den Ball dem zur Unterstützung hinzukommenden Spieler B vor.
Übung 9: Schuss aufs Tor. Lassen Sie das Abschirmen auch einmal näher am Tor ausführen. Nachdem B den Ball übernommen hat, schießt er – die Deckung von A nutzend – so schnell wie möglich aufs Tor.
Übung 10: „Unechte“ Abschirmung.
Üben Sie genauso eine Situation, in der Spieler B den Ball aufgrund gegenseitiger Deckung nicht übernehmen kann oder weil sich der Verteidiger von A auf B orientiert. In diesem Fall läuft A mit dem Ball weiter in den gegnerischen Bereich, da er nicht mehr manngedeckt wird, und passt. Die „unechte“ Abschirmung kann auch als Täuschungshandlung eingesetzt werden.
Trainingseinheit: Der Rückpass
Häufig lässt sich eine schwierige Angriffs oder Abwehrsituation dadurch lösen, dass man das Spiel durch einen Rückpass verlagert. In der letzten Angriffsphase werden z. B. die Bälle häufig planlos vor das Tor geschlagen, zumeist mit relativ geringem Erfolg. Legt man in einer solchen Situation aber den Ball zurück, kann man eine Verteidigung aus den Angeln heben. Ein Pass nach hinten, also vor die zurückweichende Verteidigung, auf einen aufrückenden Mitspieler, macht dies für einen kurzen Augenblick möglich. Es versteht sich von selbst, dass Präzision und Timing dabei eine große Rolle spielen.
Übung 1: Zu zweit mit einem Ball. Die Spieler beginnen auf einer Höhe nebeneinander. Ballführender A zieht das Tempo an, während B abstoppt.
Daraufhin legt A den Ball für B zurück, der auf den Ball zusprintet. Nun muss B das Tempo erhöhen und den Ball für Spieler A zurücklegen usw. Dem Tempowechsel mit Ball systematisch mehr Aufmerksamkeit schenken und auf das genaue Zurückspielen des Balles in den Lauf des Mitspielers achten.
Übung 2: Dieselbe Aufstellung. Nun fordert Spieler B durch Tempowechsel den Ball. Spieler A spielt den Ball in den Lauf von B, der den Ball für A zurücklegt. Dieser nimmt den Ball wieder an und verändert das Tempo, woraufhin Spieler B wieder startet und den Ball fordert. Fortlaufend.
Übung 3: Spieler B steht 5 bis 7 m vor A. Die Spieler laufen in die Tiefe, dabei spielt A den Ball regelmäßig auf B weiter, der den Ball unmittelbar zurücklegt. Systematisch Tempo erhöhen.
Vorbereitende Spieltaktische Übungen
Für die nächste Übung stellen wir drei Fahnenstangen im Torraum auf. Wir üben ohne Verteidiger, denn diese wirken hier als Störfaktor: Da sie wissen, dass man den Ball zurücklegen wird, können sie sich darauf einstellen und werden den Ball mit Sicherheit erobern.
Übung 1: Der erste Spieler von Gruppe A rückt auf – mit dem Ball am Fuß – und passt auf den startenden Spieler der Gruppe B. Dieser führt den Ball bis zur Grundlinie und legt ihn auf Spieler A zurück, der den Ball annimmt, abdreht und zu seiner Gruppe zurückspielt, wo er sich wieder anschließt. Spieler B schließt sich über die Außenlinie ebenfalls wieder bei seiner Gruppe an. Schwerpunkte sind die Tempowechsel in den Spurts, die Ballführung, die Genauigkeit des Passes und das Timing.
Übung 2: Spieler A passt den Ball auf Spieler B, der den Ball für Spieler A zurücklegt. Dieser platziert den Ball nun hinter Spieler B, der in den Pass hineinläuft, den Ball zur Seite führt und ihn für die Gruppe zurückspielt, bei der er sich in einem Bogen anschließt. Mittlerweile hat Spieler A die Position von Spieler B eingenommen.
Übung 3: Spieler A – Ball am Fuß – rückt vor und passt quer auf den zur Unterstützung hinzukommenden Mitspieler B. Dieser spielt den Ball scharf zurück in den Lauf, A geht zum Ball und ändert dabei sein Tempo. Anschließend spielt er den Ball auf Gruppe B zurück, bei der er sich selbst anschließt, während Spieler B zu Gruppe A gelaufen ist. Aufgrund dieses Rollenwechsels kann jeder Spieler auf jeder Position spielen.
Spieltaktische Übungen
Übung 1: Rückpass im Mittelfeld.
Spieler A rückt vor. Mitspieler B bietet sich an und erhält den Ball von A. Nun legt Spieler B den Ball diagonal auf C zurück, der den durchsprintenden Spieler A in der Tiefe anspielt. Spieler B übernimmt den Platz von A.
Übung 2: Rückpass in der Abwehr. Durch das Zurückgeben des Balles auf den Torwart, der diesen dann zur anderen Seite abwirft, kann einer ersten störenden Aktion des Gegners ausgewichen werden. Der Torwart wirft auf Außenverteidiger A, der den Ball mitnimmt, sich aber plötzlich dreht und zu seinem Torwart zurückspielt. Dieser wirft den Ball zur anderen Seite auf den in Stellung gelaufenen Mitspieler B. Um die Trainingsübung zu vervollständigen, lassen wir diesen Spieler den Ball bis zur Torraumlinie führen und ihn für einen dritten Spieler zurücklegen, der hineinspurtet und aufs Tor schießt.
Übung 3: Gesamter Angriffszug. In diesem Angriffszug wird – durch das Zurücklegen des Balles – die Möglichkeit geschaffen, einen Mittelfeldspieler in der freigelassenen Zone anzuspielen, der den Ball seinerseits zurückspielt, um eine Torchance zu eröffnen.
Durchführung: Anfangs ohne Gegenspieler, stattdessen nehmen wir Fahnenstangen. Spieler A rückt an der Außenlinie auf und passt zu Partner B (wird hinten gedeckt), der unmittelbar auf C zurückspielt. Dieser spielt den Ball in den Raum, in den B hineinläuft. Spieler B führt den Ball nun zur Torraumlinie und platziert ihn vor die zurückkommenden Verteidiger (Fahnenstangen), anschließend schießt der durchgelaufene Spieler A aufs Tor. Variante: Spieler B schießt den Ball zwischen den Verteidigern hindurch oder hebt ihn über sie hinweg. Abschließend bauen wir Verteidiger in die Übung mit ein.
Das Zurücklegen des Balles bzw. der Rückpass ist also keine Verlegenheitslösung, sofern dies nicht zur Routine wird, sondern eine sinnvolle Vorbereitung des Angriffsabschlusses.