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1980er Jahre die Frauen des Königs – Frauenfußball im Fokus der Geschlechter
Anfangs haben sich die Medien und die Öffentlichkeit nur wenig für den DDR-Frauenfußball interessiert. Nach der Idee mit der Bestenermittlung änderte sich das und das Interesse stieg stetig an. Nimmt man die letzten Jahre vom DDR-Frauenfußball her, dann haben sich zwischen 3.450 und 3.550 Frauen/Mädchen für eine der 301 Mannschaften entschieden (zwischen dem Erzgebirge und der Ostsee). Im Team der BSG Turbine Potsdam gab es Anfang der 1980er Jahre trotzdem zwei Spielerinnen, die verheiratet waren und Kinder hatten. Im Bereich der Spitzenmannschaften hatten sich allerdings tatsächlich zahlreiche Spielerinnen bewusst für den Fußballsport entschieden: Reporter: Darf ich fragen, ob Sie verheiratet sind?“ Donath: Nein, bin ich noch nicht.“ Reporter: Was sagt vielleicht ihr Freund dazu, wenn Sie sagen, dass sie Fußball spielen?“ Donath: Ja, Freunde hatte ich zwar schon viele, aber das mit dem Heiraten, dass muss man sich überlegen. Entweder man spielt Fußball, das ist meine Meinung, oder man ist verheiratet.

Tatsächlich vertrat die Mehrheit der Spielerinnen, die für diese Arbeit als Zeitzeuginnen zur Verfügung standen, eine Lebensweise, wie sie Donath im Interview schilderte. Dies hatte weniger damit zu tun, ob sie sich dadurch gleichberechtigt fühlten.

Vielmehr waren für viele von ihnen ein familiärer Alltag und die Liebe zum Sport scheinbar nicht miteinander vereinbar. In der Bundesrepublik zählte der Deutsche Fußball-Bund 1980 385.000 weibliche Mitglieder. Damit spielten – offiziell – in der Bundesrepublik Deutschland knapp 110-mal mehr Frauen Fußball als in der DDR. Berücksichtigt man die proportional kleinere Bevölkerung der DDR und die offensichtlich großzügige Statistik des DFB, bestand zwischen den Fußballerinnen in Ost und West ein Verhältnis von annähernd 1:4,6. Eine Klärung der genauen Ursachen hierfür könnte durch eine Evaluation der Statistikerhebung der weiblichen Mitglieder im DFB realisiert werden. Vor allem für eine angestrebte nachhaltige Entwicklung des Frauenfußballs in der Zukunft ist es notwendig, differenziert die Zahl der aktiven Spielerinnen von den Betreuerinnen oder Kassen- bzw. Platzwärtinnen zu unterscheiden. Zu den damals derart stark auseinandergehenden Zahlen aktiver Spielerinnen im geteilten Deutschland haben sicher auch die angespannte Sportstättensituation im Osten und eine ausgewiesene Vereinstreue im Westen beigetragen. Es gab aber ebenso positive Errungenschaften für die Fußballerinnen in der DDR. Während in Medienbeiträgen hier der Fokus auf persönliche Hintergründe der Spielerinnen hinsichtlich Arbeit und Privatleben gelegt wurde, ließ die vorliegende überregionale Berichterstattung diese Perspektive in der Bundesrepublik zumeist außen vor.

In dieser Zeit wurde auch die Diskussion angeheizt, ob der Fußball das Privileg verloren hatte, einen Sport zu repräsentieren, der reine Männersache war. Der Trainer Klaus Bernau beispielsweise behauptete in diesem Zusammenhang: Unglücklicher-, vielleicht auch glücklicherweise, aber sicherlich zufällig, deckt sich die Emanzipationswelle mit dem Vormarsch der Frauen, die gerne dem Leder nachjagen.

Im Gegensatz dazu war in einem Kommentar in der Süddeutschen Zeitung vom 4. Mai 1981 zu lesen, dass die Spitzenteams sich in taktischen und technischen Mitteln zwar durchaus weiterentwickelt hätten, aber der Frauenfußball weiterhin harte Zweikämpfe, Brisanz, kraftvolle Spurts und Schüsse vermissen ließe. Der Autor mahnte deshalb – wenngleich ambivalent wertend – an: Eine Zukunft hat der Frauen-, Damen- und Mädchenfußball trotzdem. Nur müssen Aktive und Zuschauer sich frei machen von dem Gedanken, dessen Vater (warum eigentlich nicht auch Mutter?) der Vergleich mit den kickenden Männern ist. Die Anziehungskraft liegt in einem anderen Bereich,
dessen Betonung mehr auf Spaß an der Sache an sich, auf Freude und – welcher Mann kann das leugnen – auf dem Reiz weiblicher Attribute beruht. Und die können auch im Trikot durchaus ästhetisch wirken. Der Platz auf dem Thron freilich gebührt weiterhin (und wohl für immer) dem König Fußball. Jedoch wird er sich daran gewöhnen müssen, eine Königin neben sich zu haben.

Trotz ihres zahlenmäßigen Übergewichts gegenüber den Fußballerinnen in der DDR war es den Damenfußballerinnen auf westdeutscher Seite noch nicht vollends gelungen, sich im Männersport zu etablieren und sich aus ihrem Schattendasein zu befreien. Die Mädchen und Frauen waren im Fußballspiel nach wie vor gesellschaftlich benachteiligt, auch wenn der DFB seit 1979 versuchte, diesem Missverhältnis entgegenzuwirken.

Die Berichterstattung zum Frauenfußball in den DDR-Printmedien griff häufig auch die persönlichen Geschichten der Aktiven auf. So leitete beispielsweise Jupp Pilz in Rostock 1980 seit zehn Jahren die BSG Post. Aus diesem Anlass porträtierte das Deutsche Sportecho den Rostocker Frauenfußball. Zusammen mit einem Interview der Torhüterin und Mannschaftskapitänin über die Leistung von Übungsleiter Pilz sowie einem Schaukasten, der Titelte, dass der Frauenfußball auch gut für die weibliche Figur sei, sah sich der weibliche Fußballsport in diesem Fall in seinem sportlichen und gesellschaftspolitischen Umfeld fest verankert: Fußball ist auch für unsere Damen eine freudbetonte, kollektivfördernde und durchaus attraktive Spielsportart. Sie trägt zu Erfolgserlebnissen bei und fördert selbstbewusstes Auftreten am Arbeitsplatz und im Privatleben. Wie bei den Männern schult Damenfußball Schnelligkeit, Gewandtheit, Kraft und Reaktionsvermögen und vor allem Ausdauer – alles Komponenten, die positiv auf Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsvermögen einwirken. Dennoch stößt man hier und da auf gewisse Vorbehalte, mitunter auch aus medizinischen Erwägungen. Diese sind jedoch meiner Auffassung nach unbegründet.

Nur wenige Monate später druckte das Deutsche Sportecho sogar unter dem Titel Die Frauen des Königs eine Reportage über die Frauenfußballmannschaft der BSG Aufbau Dresden Ost ab. Allerdings begann der Artikel mit dem Hinweis auf die erste farbige Spielerin in der Bundesrepublik, Beverly Ranger, und was man dort über sie schrieb: „Die Sexy-Stürmerin mag Männerblicke“ – „Beverly Ranger, das ist ein wohl proportioniertes Girl mit feurigen schwarzen Kulleraugen und Frisur im Afrolook, dem immer der Schalk im Nacken ist: Beverly weiß, dass sie Männer elektrisiert, und es macht ihr Spaß, „sexy“ zu sein. Solche Absicht und solchen Spielbericht – zitiert aus der in der BRD erscheinenden Neuen Rhein-Zeitung“ – würden die Dresdner Fußballfrauen zurückweisen.

Daran anknüpfend ging der Text auf die Motivation der Spielerinnen ein, die sich gegen die Sichtweise des Frauenfußballs als unweiblichen Sport wehrten. Damit befanden sich die Fußballerinnen in prominenter Gesellschaft zu Olympiasiegerin Renate Stecher, die den Frauenfußball unterstützte. Abschließend mahnte der Artikel die immer noch vorhandene Unkenntnis zum Frauenfußball in der DDR an, da nach wie vor viele Fußball als Männersache betrachteten: Dresdens Fußballfrauen, und nicht nur sie, spielen nicht Fußball, um ihre Emanzipation in diesem Bereich durchzusetzen. Aber ein Stück ist da noch zu verwirklichen meint Renate Zebisch, die Zerspanungsfacharbeiterin, viele Männer betrachten das noch immer als Geigeh. Das schlimme ist nur, meist diejenigen, die sich nie ein Damenfußballspiel angesehen haben.“ Tatsächlich, der größte Gegner des Frauenfußballs scheint Ignoranz zu sein. Die Popularität von „König“ Fußball ist unumstritten, seine Frauen haben es aber nicht leicht.

Engagement wie diesem war es zu verdanken, dass die Fußballerinnen in der DDR trotzdem zu einem wiederkehrenden Momentum im DDR-Fernsehen wurden. Die anfänglichen Beiträge bis zur DDR-Bestenermittlung hatten freilich noch überwiegend Unterhaltungscharakter als den einer sportlichen Dokumentation. Auch in ihrer Herstellung waren die Frauen unterrepräsentiert. 95 Prozent der für die Untersuchung zusammengetragenen Beiträge wurden von Männern produziert, was den darin bestehenden Blick zweifellos bestimmte.

Für einen Bericht zur DDR-Bestenermittlung 1980 in Bad Blankenburg wurde beispielsweise zur musikalischen Untermalung der gezeigten Spielszenen ein Lied gewählt mit dem Titel Jungs, haut rein, wir wollen weiter. Im Interview fragte man die Torjägerin Kathrin Prühs, ob sie schon gegen Männermannschaften gespielt habe. Beinahe versöhnlich schloss der Beitrag mit dem Kommentar eines Zuschauers, der von den guten technischen Ansätzen überrascht war.

Auch für den Bericht zum Endspiel der Bestenermittlung 1982 in Lauchhammer wählte der Redakteur ein Lied als einleitende Hintergrundmusik, das dank seines Titels Der Anfang ist schon ganz gut alles andere als bloßer Hintergrund war. Dabei wurden Szenen eingeblendet, die eine Beinverletzung wie auch einen Torjubel zeigten. Die anschließende Moderation merkte an, dass Fußball nicht mehr ausschließlich Männersache sei, kommentierte scheinbar wohlwollend Evas Töchter, die diesem Sport in der Republik 1982 in 267 Mannschaften und mit 6.000 Spielerinnen so zahlreich nachgingen. Gleichzeitig wurden die weiblichen Kicker in diesem Beitrag als fleißiger, ehrgeiziger und disziplinierter im Training dargestellt als ihre männlichen Spielerkollegen. Den Abschluss bildete ein Blick auf die Familienkonstellationen der Spielerinnen: Reporter: „Wie ist das, sind Sie beide verheiratet?“ Seidel: „Nein, noch nicht.“ Reporter: „Kann man sagen, der Fußball ist Schuld dran?“ Seidel: „Wir sind sehr mit dem Sport verbunden und es ist wenig Freizeit, das wird wohl ausschlaggebend sein, dass man nicht verheiratet ist.“ Reporter: „Wie ist das: Man sieht sie hier beim Fußballspielen, bei blauen Flecken, trägt man da nur Hosen? Haben Sie überhaupt Röcke?“ Seidel: „Röcke haben wir auch. Überwiegend werden ja auch Hosen jetzt getragen. Da machen wir natürlich keine Ausnahmen.

In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre dominierte dann der sportliche Wettkampf in der jährlichen Berichterstattung des DDR-Fernsehens zum Frauenfußball. Nur ein kurzer Dokumentarfilm von Eberhard Derlig machte dabei eine Ausnahme. Derlig bestätigte im Interview, dass er vor seinem Film Trikotwechsel 1984 keinen Kontakt zum Frauenfußball gehabt hatte. Durch den Dreh seines 14-minütigen Filmes kam er mit dem Frauenfußball erstmals in Berührung. Derlig wollte damals zeigen, dass die Frauen hart für ihren Sport trainierten und auch ihr Publikum fanden. Aus seiner Sicht stand der Frauenfußball, obwohl er schon fast 17 Jahre Bestand hatte, noch am Anfang seiner Entwicklung. Rückblickend fehlte den Fußballerinnen – seiner Meinung nach – weitgehend die gesellschaftliche Anerkennung. Im Film ließ er daher Zuschauer zu Wort kommen, die meinten, es sei ja alles gut und schön, aber Männerfußball bleibe Männerfußball: Frauenfußball war für mich exotisch und unpolitisch. Außerdem hatte ich einen Trick. Ich habe nie kommentiert. Daran biss man sich die Zähne aus, an der Meinung aus dem Volke.

Wohin die Diskussion um den Damenfußball Mitte der 1980er Jahre auf bundesrepublikanischer Seite führte, zeigte ein Fall, der sich in Niedersachsen ereignete und in zwei größeren Artikeln in der Frankfurter Rundschau sein Echo fand: Dass der Frauenfußball hierzulande in den Kinderschuhen steckt, ist hinlänglich bekannt. Unlängst aber musste Nationalspielerin Frauke Kuhlmann aus Börstel (Kreis Segeberg) erfahren, dass ihr Chef von der weiblichen Kickerei überhaupt nichts hält: Lehrstelle oder Fußball lautete das unmissverständliche Ultimatum an die Adresse der 17jährigen Auszubildenden zum Einzelhandelskaufmann. Das Risiko wurde nicht belohnt, Frauke schoss sich selbst auf die Straße. Dennoch kam es bei ihr zum glücklichen Happy-End. Frauke lernt jetzt in einem Kaufhaus – für Herrenbekleidung.

Solche Schwierigkeiten hatten die DDR-Spielerinnen glücklicherweise nicht. Sicherlich bestand eine gezielte Förderung erst mit Ende der DDR, aber dass sich eine Nationalspielerin zwischen einem Ausbildungsplatz und dem Fußball entscheiden sollte, stellte lediglich ein Armutszeugnis für manche Arbeitgeber in Westdeutschland aus.

Die Querschnittsanalyse zum Gesellschaftsbild der Fußballfrauen in der DDR zeigt für die 1980er Jahre ein ähnliches Bild, wie es beispielhaft das 1987 entstandene Portrait der BSG Turbine Potsdam anlässlich des Internationalen Frauentages entwarf. Zwischen beruflichen und häuslichen Pflichten schafften es DDR-Fußballerinnen, teilweise bis zu viermal wöchentlich zu trainieren und somit ihr spielerisches Niveau auf das von Bezirksligafußballern zu steigern. Das Bild der Berufswahl der Fußballerinnen hatte sich jedoch dadurch nicht wesentlich geändert: Vom Fußball leben konnten die Frauen in der DDR zu keiner Zeit. Die Leistung der Turbinen im nationalen Vergleich des DDR-Frauenfußballs war aber Grund dafür, dass ihnen in einer Sendung wie dem Fußball-Panorama im DDR-Fernsehen zwei Minuten eingeräumt wurden.

Gender und Medien im Frauen- bzw. Damenfußball
Das Verhältnis der Geschlechter rund um den Ball blieb auch im dritten Jahrzehnt weiterhin im Fokus der Berichterstattung in beiden deutschen Staaten. Ausgewählte Texte mit Überschriften wie Männliche Spötter verstummten, Mit Charme und Stil oder Niveau, Organisation mit beachtlichen Fortschritten und Frauen stimmen Länderspiel ein deuteten eine positive Entwicklung des Frauenfußballs in der DDR aus Geschlechterperspektive an. Natürlich blieb es weiterhin den berichtenden Redakteuren Vorbehalten, wie sie den Frauenfußball darstellten – und die waren in der Mehrzahl Männer. Umso mehr belegten die in den 1980er Jahren erschienen Artikel die steigende Akzeptanz, die der Frauenfußball in der DDR erfuhr. So häuften sich die Beiträge, in denen es hieß, dass die Frauen jetzt besser spielten und daher nicht zu Unrecht ernst genommen werden wollten. Dabei waren unter den Berichtenden auch Journalisten wie Günter Simon, die diese Artikel schrieben, obwohl sie dem Frauenfußball damals keine Bedeutung zusprachen.

Nach wie vor gab es aber auch andere Berichte, die gegen die Eroberung des Königs Fußball durch die Damen ins Feld zogen. So etwa jener bereits zitierte Artikel, der unter der Überschrift Kein Jersey-Wechsel nach dem Abpfiff auf den berühmten Trikotwechsel in Westdeutschland anspielte und den Fußballfrauen nicht nur im Bereich der üblichen Fußballriten die Ebenbürtigkeit mit den Männern absprach.

Ins gleiche Horn schienen junge Redakteure zu stoßen, wie Jens Mende, der im Februar 1989 erstmals über ein Hallenturnier im Frauenfußball berichtete und dabei fragte: Einbruch in eine Männer-Welt? Der Frauenfußball war zu jener Zeit im Kommen, wie auch Redakteur Klaus Weise festhielt, aber Mendes Artikel buchstabierte all jene Vorurteile erneut aus, die eigentlich schon widerlegt worden waren: Doch kein Jubel bricht aus bei mir, eher Skepsis. Frauen-Fußball – sogar in der Halle? Auf dem Parkett ist doch technische Brillanz gefragt, das Geschehen wechselt blitzschnell. Na – und zimperlich darf man nun auch nicht gerade sein. Packen das die Mädchen?

Letztlich bediente sich Mende damit einer rhetorischen Finte, um das Pferd von hinten aufzuzäumen und sich trotz seiner vorgeblichen Vorurteile von den Fußballerinnen und ihrem Sport überzeugen zu lassen. Im gesamten Beitrag wählte Mende die Vergleichsperspektive zum Männerfußball und kam deswegen bei der Wahl zur besten Spielerin und Torhüterin am Ende zu folgendem Fazit: Vielleicht wollen die Damen lieber die Spielerin mit der größten Ausstrahlungskraft gekürt haben! Danach könnte ich eigentlich mal beim nächsten NGMB-Turnier fragen. Oder vielleicht besser eine Kollegin?! Ach – weibliche Fußball-Redakteure kenne ich ja gar nicht. Ist eben eine Männer-Welt..

In der Bundesrepublik zeigte sich in den 1980er Jahren eine ähnliche Entwicklung, die auch hier nur punktuell angerissen werden kann. Damenfußball war nicht nur schön anzusehen, sondern auch packend und spannend, wie Dietmar Wagner über eine Spielszene in seinem Entwicklungsbericht zum Damenfußball in der Bundesrepublik 1986 schrieb.

Noch 1981 wurde wiederum im Spiegel beispielsweise die Meinung einer russischen Ärztin abgedruckt, die vehement gegen den Fußball polemisierte und sich dabei wieder einmal biologistischer Pauschalaussagen bediente: Während in Deutschland nur noch in Schleswig-Holstein und Bremen Frauenfußball nicht stattfindet, kommt ausgerechnet aus der Sowjet-Union ein Stopp-Signal. „Für Frauen nicht geeignet, urteilte Natalja Krajewskaja. Leitende Ärztin im Gesundheitsministerium. Fußball, so ihr Bericht, fördere bei Frauen „die Bildung von Krampfadern Die Sowjet-Ärztin empfiehlt Leichtathletik und Fechten, Radfahren und Schießen als besser geeignete Sportarten für Frauen.

Dem Spiegel-Journalisten, der den fachlichen Rat in seinen Text aufgenommen hatte, war scheinbar entgangen, dass die sowjetische Ärztin medaillenträchtige olympische Sportarten für frauentauglich hielt, den nichtolympischen Fußball aber als ungeeignet einstufte. Was als sportmedizinische Neuerung daherkam, dürfte demnach eher ein medizinisch verbrämter Steuerungsversuch der olympischen Sportarten gewesen sein.

In einer Radiosendung des Senders Freies Berlin untersuchte man 1982, anlässlich der bevorstehenden Europameisterschaft der Männer in Spanien, das Feld des Mädchenfußballs. In West-Berlin waren zu jener Zeit an Schulen Mädchenfußball-AGs ein-geführt worden. Im Beitrag des SFB berichtete ein Mädchen von den Schwierigkeiten in einer Fußball-AG, in der viele erstmals mit diesem Sport in Berührung kamen und die ersten Versuche am Ball machten, vor den Augen der Jungs: Wir haben nachher dann Prüfungen gemacht, wie Slalomdribbeln und bestimmte Punkte treffen, so Holzwände mit zwei Löchern und da haben wir natürlich kläglich versagt, dafür reichte das Semester nicht, um so gut zu sein. Wir haben glaube ich, Bögen gekriegt zur Beantwortung irgendwelcher theoretischer Fragen, wie lang das Fußballfeld ist und so ein Quatsch und wo wir das alles lernen mussten. Nachfrage der Journalistin Wie meinst du, wäre es geworden, wenn es eine reine Mädchen-AG gewesen wäre? Antwort: Also, ich glaube, es wäre besser gewesen. Natürlich gab es welche, die leistungsmäßig stärker waren, also ausdauermäßig, konditionsmäßig, als andere. Aber das Können, was Fußball betraf, war bei allen gleich null. Und das wäre eigentlich eine gute Voraussetzung gewesen, um zusammen zu spielen.

Im Gegensatz zur DDR-Berichterstattung wurde in der Bundesrepublik sporadisch in einigen Medienbeiträgen der Stand der Gleichberechtigung auf dem grünen Rasen offensiv kundgetan. In seinem Artikel Zäher Kampf gegen die Abseitsregel befasste sich ein Journalist 1981 in der Süddeutschen Zeitung mit der traditionellen Benachteiligung der Frauen und Mädchen im sportlichen Bereich. Angesichts der nach wie vor bestehenden Ungleichheit betrachtete er das im gleichen Jahr vom DFB ausgegebene Ziel, das Fußballspiel solle einen wichtigen Beitrag zur Integration aller Schichten und für Frauen leisten, für ebenso wichtig wie bislang unerreicht: Integriert ist der Damenfußball inzwischen. Aber anerkannt? „Es ist natürlich was Neues, und dem Neuen steht man immer etwas skeptisch gegenüber“, sagt Jupp Derwall, (Männer-)Bundestrainer.

Drei Jahre später plädierte Ursula Voigt, Leiterin der Abteilung Frauensport beim Deutschen Sportbund, auf der Tagung Frauen und Sport – Frauen und Sportberichterstattung für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen beim Fußball, Basketball oder Volleyball: Außerdem vollzieht sich eine Entwicklung zu den früher als rein „männlich“ bezeichneten Sportarten, d. h. Frauen spielen inzwischen Wasserball, Eishockey und vor allem Fußball – es gibt mittlerweile über 5.000 weibliche Fußballmannschaften.

In der Sportberichterstattung kam diese Entwicklung in den 1980er Jahren nur sporadisch an, da der überregionale und internationale Spitzensport im Mittelpunkt stand und das Sportgeschehen im Breiten- und Freizeitsport nur einen geringen Raum einnahm..

Darunter fiel in jener Zeit auch der Damenfußball, wie die Aussage des Journalisten Hans-Dieter Krebs belegt: Der dritte Platz eines Mannes erscheint immer noch bedeutender als die knapp verlorene Goldmedaille einer Frau.

Im westdeutschen Medienecho zum Damenfußball traf zu jener Zeit mehr als in der DDR die Feststellung zu, dass die Sportberichterstattung als eines der letzten Reservate traditioneller Männlichkeit anzusehen war. Der Einsatz der Fußballerinnen für ein eigenes Endspiel im DFB-Pokal in der Bundesrepublik war wohl auch deshalb nicht überall gern gesehen.

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